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Kurze Erwägungen zum Frauenpriestertum
Hans Urs von Balthasar
Título original
Kurze Erwägungen zum Frauenpriestertum
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Temas
Ficha técnica
Idioma:
Alemán
Idioma original:
AlemánEditorial:
Saint John PublicationsAño:
2022Tipo:
Artículo
Zum römischen Dokument «Über die Frage der Zulassung der Frau zum priesterlichen Dienstamt» ist in diesem Blatt [Vaterland, Luzern] bereits einiges Pauschale dafür und viel Ausführliches dagegen geschrieben worden – um von den Belehrungen des christlichen Volkes am Funk zu schweigen, die den Eindruck erwecken, das Hauptlicht der theologischen Aufklärung stamme nicht aus dem hinterwäldlerischen Rom, sondern aus der Leuchtenstadt. Im folgenden möchte ich vor allem auf den sachlich belegten Beitrag von Josef Bommer (11. Februar) eingehen, da sein «fünffaches Unbehagen» bei mir ein zehnfaches geweckt hat, von dem ich aber nur einen Bruchteil dem geneigten Leser mitzuempfinden zumuten möchte. Vorweg: Das im ganzen behutsam formulierte römische Papier ist als eine reiflich überlegte heutige Stellungnahme des Lehramtes zu werten, die nicht beansprucht, eine unfehlbare konziliare oder päpstliche Definition zu sein. Seine Argumente lassen sich durchaus diskutieren.
Tradition und Tradition
Bommer meint, es arbeite mit einem historisch-tradierten patriarchalischen Vaterbild, das a) ungebührlich in unsere Zeit hinein zurückprojiziert und b) ebenso ungebührlich in unsere Zeit hinein verlängert werde. Hauptfrage ist hier, was unter «Tradition» verstanden wird: innergeschichtliche kirchliche Tradition, die sich wandeln und auch von der Kirche bewusst abgeändert werden kann – oder von der biblischen Offenbarung selbst untrennbare (sog. «göttliche») und sowenig wie die Offenbarung veränderbare Tradition? Zu dieser letztern gehört, um ein Beispiel zu geben (das extrem progressive Theologen nicht anerkennen werden, weil sie leugnen, dass Christus eine Kirchenordnung gewollt hat), die Tatsache, dass eine Gemeinde von Laien aus sich allein keine Vollmacht hat, einen der Ihren zum amtlichen Priester zu weihen. Jesus hat nicht zu jedermann, auch nicht zu den frommen Frauen, die ihn begleiteten, sondern zu den Zwölfen die Worte gesagt: «Wer euch hört, der hört mich», oder: «Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch; wem ihr die Sünden nachlasst usw.» Und dass diese ausgezeichneten «Vollmachten» in der nachösterlichen Kirche als den Aposteln zustehend anerkannt wurden, ist unzweifelhaft. Während der Zeit, da die Apostel die Gemeinden gründen und die Oberaufsicht über diese bewahren, ziehen sie verschiedene Hilfskräfte zu. Dass es in den Gemeinden damals verschiedene Amtsformen gab (mehr kollegiale oder mehr monarchistische), worauf Bommer ausführlich hinweist, tut praktisch nichts zur Sache, denn wozu hätten die Apostel als die eigentlichen Hirten der Gemeinden schon einer ausgebildeten «Hierarchie» bedurft? Aber die Pastoralbriefe bezeugen eindeutig, dass jene, aus ihrem Amt scheidend, ihre Vollmachten nur ihren männlichen bisherigen Helfern wie Timotheus und Titus weitergaben, und in der Folge geschah nie etwas anderes. Faktisch erfolgte die (zur «göttlichen» Tradition gehörige) apostolische Sukzession durch Amtsübertragung an Männer.
Tradition oder Überlieferung
Das Argument, das Modell heidnischer Priesterinnen sei für die Christen deshalb nicht übernehmbar gewesen, weil diese «sakrale Kultdienste» versahen, während die christlichen Gemeindedienste «funktional» verstanden wurden (übrigens kein echter Gegensatz!), schlägt deshalb nicht durch, weil im Alten Bund die Israeliten äußerlich die meisten Formen ihres durchaus «sakralen» Tempelkultes von den umliegenden heidnischen Religionen übernahmen, wo es ebenfalls Priesterinnen gab, während in Israel ein weiblicher Priesterdienst nie im entferntesten aufkam. Dabei sind für die Genesis Mann und Frau doch in gleicher Weise Bild und Gleichnis Gottes. Soll man also sagen, Jesus, der sich in seinem Verhalten den Frauen gegenüber erstaunlich von zeitgenössischen Gebräuchen entfernt, sei leider in dieser Hinsicht alttestamentlich gebunden geblieben, so dass wir heute seine historisch bedingte Bewusstseinsstufe getrost übersteigen dürften? Warum aber dieser Konsens der gesamten Bibel Alten und Neuen Bundes? Es ist immer wieder die Frage: ist die Übereignung der Vollmacht, Christus zu repräsentieren, an Männer nur soziologisch bedingte Tradition oder ein Moment «göttlicher Überlieferung»?
Um sich einer Antwort anzunähern, wird man noch andere bewusste und unbewusste Voraussetzungen des Postulats heutiger Änderung ausräumen müssen. Ein fast unausrottbares Vorurteil meint, die klare Differenzierung des Männlichen und des Weiblichen führe – nicht nur auf der rein geschlechtlichen, sondern auf der gesamtmenschlichen Ebene – notwendig zu einer Abwertung der Frau. Paulus ist anderer Meinung, wenn er an der von Bommer für seine These zitierten Stelle (Gal 3,28) sagt: «Ihr alle habt Christus angezogen; es gibt nicht mehr (überlegene) Juden und (benachteiligte) Heiden, nicht mehr (benachteiligte) Sklaven und (bevorzugte) Herren, nicht mehr (überlegene) Männer und (unterlegene) Frauen.» Aber niemand ist deswegen vom heutigen dekadenten Unisexideal, das offenbar auch in den Köpfen von Theologen spukt, weiter entfernt als derselbe Paulus, der die ganze Mann-Frau-Beziehung vom Verhältnis Christus-Kirche her deutet und ordnet (Eph 5). Die Kirche ist dabei immer und eindeutig weiblich, sie ist die Jungfrau, die Braut, in der Apokalypse zuletzt die Gattin. (Dass im Alten Bund das heilige Volk bald als Sohn, bald als Tochter angeredet wird, ist hier unerheblich, denn Jakob-Israel ist natürlich ein Mann, während die Stadt Jerusalem, das übriggbliebene Zentrum des Landes, weiblich ist.) Man kann sagen, dass sich die Sätze neutestamentlicher Offenbarung über das Mann-Frau-Verhältnis einerseits nach dem Christus-Kirche-Verhältnis richten und hier ihren letzten Sinn erhalten, und dass gleichzeitig das Christus-Kirche-Verhältnis, seine notwendige klare Opposition von der geschöpflichen Grundlage des Geschlechtlichen her erhält. Verwischung oder gar Zusammenbruch der Geschlechteropposition im modernen Unisex würde das Verhältnis Christus-Kirche unverständlich werden lassen. Das Neue Testament ist der beste Garant für die Lebendigerhaltung der Vollkraft des gottgewollten Geschlechterverhältnisses. Der heutige Kampf der Frauen um «Gleichberechtigung» ist tragischerweise weitgehend ein Kampf um ihre Vermännlichung innerhalb einer von Männern erfundenen und dirigierten technisch-mechanistischen Pseudokultur, in der der Mensch zur geschlechtslosen Ameise wird.
Mann und Frau…
Das positiv zu Sagende kann nur in missverständlicher Kürze angedeutet werden (Pertinentes dazu in dem auch deutsch erschienenen Buch von Louis Bouyer, Mystère et ministère de la femme, Aubier 1976 [dt. Frau und Kirche, Johannes 1977]). Die Besonderheit des Mannes ist positiv, dass er geschlechtlich der Spendende ist und darin ein sehr entferntes Nachbild der göttlichen, ewig-ununterbrochenen Vaterschaft; sie ist negativ, dass er, beinah lächerlich ephemer, der Durchgeber von Schöpferkräften (für einen neuen unsterblichen Menschen!) ist, die nur Gott besitzt. Die Besonderheit der Frau ist, dass sie die wirklich Empfangende ist und darin nicht nur ein entferntes Symbol, sondern die reale Wirklichkeit der geschaffenen Natur mit ihren ungeheuren gestaltenden Potenzen ist, worin gegenüber dem Manne ihre uneinholbare Überlegenheit liegt: sie kann aktiv empfangen, tragen, aus sich aufbauen und ernähren, gebären und großziehen, so dass das Kind ihr gegenüber ganz anders «Fleisch von ihrem Fleisch» ist als dem Vater gegenüber.
… und die Analogie
Analog ist der amtliche Priester, der «Diener Christi» einer, der Höheres durchgibt, als was er hat, während die empfangende Gemeinde mehr ist: die echte Empfängerin und Hegerin dieses Höheren. Heiligkeit des Priesters ist zwar höchst erwünscht, aber zum Glück hindert seine Unheiligkeit nicht die wesentliche amtliche Durchgabe; Heiligkeit der Gemeinde (zu der natürlich auch der Priester gehört, so dass ihre weibliche Forderung sich auf ihn erstreckt) ist unbedingt verlangt, damit sie die angebotene Gnade erfasst. Und man beachte wohl: Empfang heißt keineswegs Passivität, weder im geschlechtlichen noch im gesamtmenschlichen Bereich. Dem Geschöpf ist die Potenz verliehen, aktiv, mitwirkend aufzunehmen und geradezu Göttliches zur Welt zu bringen! (Vgl. Mk 3,35). Die Frau ist umso realer die Kirche, je aktiver sie empfängt: Maria als Vorbild der Kirche (gemäss der gesamten Tradition) empfängt mit allen Kräften der Seele und des Leibes und ist darin Petrus durchaus überlegen (vgl. dazu mein Buch «Der antirömische Affekt»). Man kann Hans Küng beipflichten, wenn er fordert: «Keine Christologie darf Jesu Mann-Sein stärker betonen als sein Mensch-Sein» («Vaterland» 4. Februar), doch wer käme schon auf diese Idee? Menschsein heißt aber eben nicht androgyn sein. Christus ist in seiner eucharistischen Selbsthingabe das vollkommenste Erscheinungsbild der überzeitlichen vollkommenen Zeugungskraft des himmlischen Vaters.
Es gibt also doch «ernstliche theologische Gründe gegen ein Presbyterat der Frau». Die 1962 von H. van der Meer bei K. Rahner verfasste Dissertation «Priestertum der Frau?» (gedruckt 1967), auf die Bommer als «Fundgrube» für Gegenargumente verweist, ist unterdessen vom Autor desavouiert worden. Sowenig wie er maßen wir uns in der Frage Unfehlbarkeit an, meinen aber, dass die Frage: «göttliche Überlieferung oder nicht» hier zumindest nicht als mit negativem Ergebnis abgeschlossen betrachtet werden kann.
Eine Schlussbemerkung: das römische Papier nimmt ausdrücklich Abstand davon, «einen stringenten Beweis zu erbringen», es will nur «tiefe Konvenienz» aufzeigen. Das ist sehr wichtig, und zwar deshalb, weil es im Bereich von Glaubensgeheimnissen überhaupt keine das Mysterium durchschauenden «stringenten Beweise» gibt, sondern nur ein ehrfürchtiges Bedenken der in den geschichtlichen Fakten sich offenbarenden «Weisheit» (und «Torheit»! 1 Kor 1,21) Gottes. Das Erspüren der Konvenienz in der Tiefe ist mehr als ein an der Oberfläche zusammengebastelter «Beweis». Wenn wir hier längst nicht alles zum Thema Wichtige zu sagen vermochten (der Raum war begrenzt), so sollte wenigstens in der Richtung auf die «tiefe Angemessenheit» gedacht werden, wie Theologie sie einzig zu erspüren vermag.
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