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Gibt es Laien in der Kirche?

ハンス・ウルス・ フォン・バルタザール
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Gibt es Laien in der Kirche?
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書籍説明
言語:
ドイツ語
原語:
ドイツ語出版社:
Saint John Publications年:
2025種類:
論文
Natürlich gibt es sie, und ihr Name hat sich durch die ganze Kirchengeschichte hindurch eingebürgert. Das besondere Verfassungsrecht im CIC gliedert sich in die Teile: «Von den Klerikern», «Von den Religiosen», «Von den Laien». So kann es sich nicht darum handeln, gegen einen althergebrachten, tief in der Christenheit eingewurzelten Begriff Sturm zu laufen, sondern höchstens darum, auf seinen Sinn und seine eventuellen Grenzen zu reflektieren, was sich freilich als folgenreich genug erweisen kann. Die Grenzen sind ohne weiteres sichtbar: sie liegen dort, wo in der Kirche der Kleriker und der Religiose etwas mehr zu haben scheinen als der Laie: eine amtliche Weihe, die dem Laien unzugängliche Vollmachten verleiht, oder eine religiöse Weihe, die eine dem Laien ebenfalls verschlossene Lebensform persönlicher Nachfolge Christi eröffnet. Mag also der Name Laie zwar von «laos» = (Kirchen-)Volk abgeleitet sein und insofern etwas vollkommen Positives besagen – und hier muß man sogleich betonen, daß wer immer zu diesem Volk gehört, also auch Kleriker und Religiose, basishaft Laien sind! –, so überwiegt im durchschnittlichen Gebrauch des Wortes doch das Negative: Laie ist ein christlicher Gläubiger, der weder die «Privilegien» des klerikalen Amtes noch die des Religiosen besitzt. Er ist, wie das weltliche deutsche Wort sagt, der Nicht-Fachmann. Diese negative Bedeutung hatte das Adjektiv «laikos» schon in der heidnischen Antike, im jüdischen Bereich bezeichnete es einen Gläubigen, der weder Priester noch Levit war.
Dieses Negative, aus einem gewissen sakralen Bereich ausschließende Moment stellt den «Laien» notwendig in eine Beziehung zur Profanität, zur «weltlichen Welt», und je mehr diese in der Kirchengeschichte (aus verschiedensten Motiven) positive Vorzeichen erhält, desto größer werden anscheinend die Chancen des Laien, in der Verteilung der innerkirchlichen Aufgabenbereiche eine auch kirchlich-positive Rolle und Sendung zu erhalten, wobei freilich der vorgenannte Aspekt nicht zum Verschwinden gebracht wird. Zu dieser Problematik tritt die der Dreiteilung der «Stände» (status, ordines, vitae) inhärierende Schwierigkeit hinzu, daß ein Nichtkleriker, also Laie, durchaus Religiose sein kann, so daß die Achse Priester-Laie quer durchschnitten wird von der Achse Religiose-Laie (als «Christ in der Welt»), und daß diese Schwierigkeit sich nochmals verdoppelt bei Mitgliedern von Weltgemeinschaften («Säkularinstituten»), die zugleich dem Stand der evangelischen Räte (die die Religiosen zu leben geloben) und dem Laienstand anzugehören wünschen.
Aus dieser verwirrenden Problemlage können nur einige Besinnungen auf das Wesen kirchlichen Daseins, ja der Kirche überhaupt herausführen, so riskant solche Überlegungen auch sein mögen. Sie werden aber eindeutig gedeckt durch die schlichte Wahrheit, daß jeder Christ in der Kirche zur gleichen Vollkommenheit der Gottes- und Nächstenliebe berufen und unterwegs ist, oder – was dasselbe besagt – daß es in der Kirche vielerlei Gnadengaben, Ämter und Wirkweisen gibt, aber nur einen Geist, einen Herrn, einen Gott (1 Kor 12,4-6).
I
Wenn mit Jesus das «Reich Gottes» vom Himmel der Erde nahekommt, jene eschatologische Wirklichkeit, in der die Seligpreisungen und die scheinbar utopischen Weisungen der Bergpredigt gelten, und der Ruf ergeht, umzukehren und an die Heilsbotschaft zu glauben (Mk 1,15), dann sind wir noch weit von einer Kirchenstruktur entfernt. Und wenn es auch wahr ist, daß im Heilsplan Gottes der geliebte Sohn in die Hände der Sünder ausgeliefert werden und für sie sterben wird, so kommt er doch keineswegs mit der Verkündigung der Endphase seines Geschicks, sondern mit dem offenen, man möchte sagen paradiesisch-naiven Angebot der Gesinnung seines himmlischen Vaters: Seid vollkommen, seid barmherzig wie euer Vater im Himmel vollkommen und barmherzig ist (Mt 5,48; Lk 6,36). Sein Herz ist gewaltlos – «die andere Wange hinhalten» – es sucht nicht das Seine – «sorgt nicht für morgen» –, es trägt nicht nach – «wie auch wir unsern Schuldnern vergeben». Wird dieses Reich mit seinen himmlischen Verhaltensweisen auf Erden Fuß fassen können? Jesus hebt das Gesetz nicht auf, aber er fordert im gleichen Atemzug eine Gesinnung, die «weit vollkommener ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer», etwas, das schon formal oberhalb des Gesetzes (wie es im Alten Bund verstanden wurde) liegt, weil dieses ja nur für die «Unbotmäßigen, Ehrfurchtslosen» da ist (1 Tim 1,9), während der nach der Art des Himmelreiches Liebende wie nebenher alle Gesetze miterfüllt hat (Röm 13,8-10). Wer kann so leben? Aber schon vor der programmatischen Predigt hat Jesus Menschen zu sich gerufen, eine abgegrenzte Schar namhafter Einzelner, von denen er verlangt, daß sie ihre ganze Sache auf ihn allein stellen («alles verlassen und nachfolgen») und denen er die Worte vom Reich in den Mund legt, ja die «Vollmacht» verleiht, den widergöttlichen Geist vor dem nahenden Heiligen Geist zurückzutreiben (Mk 3,13-15). Das Himmelreich, das mit Jesus auf Erden Fuß faßt, tut es so, daß ein Kern von Gemeinschaft sogleich mit entsteht: an diesen ist die Bergpredigt gerichtet (Mt 5,2), während die Menge zuhört.
Wir sind hier noch weit von der Begründung einer Hierarchie entfernt. Zweierlei ist vorhanden: einmal die Forderung (und deren Erfüllung) radikaler Nachfolge in die Existenz für das Reich und nach den Sitten des Reiches, sodann mit Jesus zusammen die Bevollmächtigung und bald darauf Aussendung, es zu künden und zu bringen. Aus diesem Kern wird sich alles entfalten: später die spezifizierten Vollmachten des Amtes, später noch die Organisation einer besondern Lebensform des «Alles-Verlassens» (dies aber mit einem Rückzug aus der Welt, der nur die Hälfte des im Urkern Vorhandenen wiedergibt), vor allem jener geistliche Radikalismus (des Wurzelfassens im Himmelreich), wie er von jedem Christen schon beim Eintritt in die Kirche verlangt werden wird, hier aber als ein «inkarniertes» Allesverlassen erscheint (das Wort «buchstäblich» wäre richtig, ist aber zu eng, da es ja vornehmlich um den «Geist» geht). Wollte man eine Lebensform in der später ausgeformten Kirche suchen, die diesem Ursprung am nächsten kommt, so könnte man an die der «Weltgemeinschaften» denken, die den Radikalismus der Räte, aber ungetrennt von der Welt leben möchten, wobei die Mitglieder ebensowohl Priester wie Nichtpriester sein können. Aber auch diese Gemeinschaften haben bereits eine kirchlich-rechtliche Institution, die in dieser Schwebe des Anfangs noch fehlt. Keinesfalls dürfte diese Anfangslage auf einen Stand eingeschränkt werden, der den Frauen nicht zugänglich wäre; wir sehen ja gerade auch Frauen den Herrn dienend begleiten.
Das Wichtigste ist die Einsicht, daß das in der Person Jesu vom Vater her nahegekommene Reich nicht von vornherein in Formen eingezwängt erscheinen kann, die einer gottentfremdeten menschlichen Gesellschaft eignen, seien diese Formen profane oder sakrale. Wie der Auferstandene (als ein Leiblicher) durch geschlossene Türen hindurchgeht, so geht die Verkörperung des Reiches zunächst einmal durch geschlossene Organisationen hindurch. Immer wieder hat man diesem Ursprung zugestrebt, der, obschon zur ersten Phase der Inkarnation des Göttlichen gehörig, doch gleichsam «u-topisch» bleibt («der Menschensohn hat keinen Ort, wohin …»: ouk echei pou Mt 8,20). Man hat diese Ortlosigkeit des beginnenden Jesus verglichen mit der eines Franziskus, dessen Ideal über jeder irdisch lebbaren Regel steht und erst noch hineinsterben muß in eine Form oder in diverse Formen, durch die hindurch es anstrebbar wird. Auch was Ignatius ursprünglich vorschwebte – ehe die Inquisition ihn zum Theologiestudium zwang –, gehört hierher.
II
Der Ausspruch Loisys, daß das Reich verkündet wurde, aber die Kirche kam, ist in einem ganz andern Sinn, als er ihn meinte, wahr. Jesus verkündet das Reich als eine vom Himmel aus gesehen echte Möglichkeit, die aber von der sündigen Erde, vom «prophetenmordenden» Israel aus betrachtet Unmöglichkeit ist. Wo sich Jesu Geschick äußerlich dem Leiden zuneigt, wo ersichtlich wird, daß gemäß dem Gesamtplan des dreieinigen Gottes das Reich nur durch Kreuz und Auferstehung hindurch auf Erden Fuß fassen kann, da dämmern die Umrisse der durch das Kreuz-Auferstehungs-Ereignis geprägten Form der Kirche auf. Wo Jesu schweigsamer Gehorsam an den Vater durch das Auf-sich-Laden der Sünde zu einem harten Gehorsam wird, der Heilige Geist über ihm zur objektiv-unerbittlichen Regel erstarrt, wo anderseits sein Fleisch und Blut durch die Kelter des Kreuzes zur Eucharistie wird, die für die Späteren unmittelbar zugänglich bleiben soll: da ergänzt sich die ursprüngliche Nachfolge durch das kirchliche Amt, das in der Folge genau dort stehen wird, wo die Sphäre des sündelosen Herrn in der Passion mit der Sphäre der Sünde in Berührung kommt: bis zur Durchdringung, bis zur Vollendung der Inkarnationsbewegung in den vollen Realismus unserer Welt, wie sie ist. Die Autorität der Hierarchie stammt vom Kreuz her, auch wenn sie im Heiligen Geist des Auferstandenen ausgeübt und befolgt werden soll. Und ebenso nimmt jetzt das «Absterben» des Rätelebens gegenüber dieser Welt und sein Gehorsam passionelle Züge an, die zu leben wiederum nur aus dem Geist von Ostern möglich ist. Und schließlich tritt das ganze christliche Leben unter den abschließenden Rhythmus von Tod und Auferstehung, wie Paulus in Röm 6 zeigt: schon die Taufe ist Gleichgestaltung mit dem sterbenden und begrabenen Herrn und von diesem Mitabstieg her ein Mitaufstieg in ein sündeloses, auferstandenes Leben für Gott.
In dieser Unterscheidung zweier Phasen in der Reichsverkündigung Jesu folgen wir schlicht dem Schema der Evangelien, die in der Szene von Cäsarea Philippi eine Peripetie im Leben Jesu: den Beginn der Leidensankündigungen und des Gangs nach Jerusalem hinauf ansetzen. Keinesfalls soll damit insinuiert werden, Jesus habe erst nachträglich um die Notwendigkeit seines Leidens gewußt. Dem Propheten Jesaja wird schon bei seiner Berufung zugleich mit der Übergabe seiner Sendung deren Scheitern vorausgesagt. Sehr wohl kann Jesus im Auftrag des Vaters seine ganze Kraft in die Reichsverkündigung gelegt und das Wissen um deren Erfolglosigkeit gleichsam beim Vater hinterlegt haben, bis das Thema Kreuz aktuell wurde und die entsprechenden Veränderungen – als Konkretisierungen! – in der Jüngergemeinde verlangte.
Die zentrale «Stunde» Jesu, sein Tragen der Weltsünde am Kreuz, mündend (zeitlos) in seine Auferstehung, fordert, um für die Späteren Gegenwart zu bleiben, die Objektivität und Vollmacht des Amtes. Aber wenn dieses Moment unfehlbarer Objektivität (jenseits der Unwürdigkeit des Amtsträgers) für die Gemeinschaft, die nunmehr Kirche sein wird, unerläßlich ist, so ist es doch existentiell unablösbar vom ersten Nachfolgeruf. Dort, wo Petrus endgültig sein Amt, die Lämmer Jesu zu weiden erhält, geschieht gleichzeitig zweierlei: er muß seine «größere» Liebe bekennen (angesichts des Liebesjüngers Joh 21,15) und es wird ihm seine Todesart vorausgesagt, das heißt seine auch subjektive Gleichgestaltung an den Guten Hirten, der sein Leben für seine Schafe hingibt: «Folge mir» (Joh 21,18f.). Das Amt und seine Vollmacht werden nicht abgelöst von dem ursprünglichen Muttergrund der Reichsverkündigung, mit der Jesus nicht ohne Mitverkündigende beginnen wollte, denen ein «inkarniertes Alles-verlassen» abverlangt wurde.
Gewiß hat das Moment der amtlichen Objektivität, wo es abstrakt für sich betrachtet wurde, dazu geführt, daß die innere Konvergenz zwischen dem neutestamentlichen Priestertum und dem, was sich als Rätestand immer geformter herauskristallisiert hat, oft in den Hintergrund trat (in den Pastoralbriefen treten verheiratete Amtsträger auf). Aber Paulus hat in seinem Dasein mit jedem nur möglichen Nachdruck die Richtigkeit und Angemessenheit dieser Konvergenz herausgestellt: er macht gleichzeitig objektive und subjektive Autorität geltend; er hat die Vollmacht vom Herrn, aber er kann sich selbst als «Typos» der Gemeinde erklären, weil er in seiner ganzen Existenz Abbildung Christi ist. Dabei ist noch wichtig, daß er die Beziehungen zur arbeitenden Welt nicht abbricht, er bleibt Zeltweber, obschon er von den Gemeinden zu leben befugt wäre. Er lebt als amtlicher Diener Christi, aber in evangelischer Armut, die er jedoch nicht im Sinn der Weltflucht versteht. Und natürlich lebt er jungfräulich, ohne Zweifel in der Nachfolge des Herrn, der einzig seiner Botschaft des Reiches lebt, eschatologisch.
III
Jene inkarnierte Nachfolge, die sich später zum Leben in den evangelischen Räten entwickelt hat (deren vielverzweigte Geschichte hier nicht nachgezeichnet werden kann), kennzeichnet sich wohl gesamthaft am besten durch den Begriff des «Radikalismus», mit dem eine solche inkarnierte Nachfolge (Alles-verlassen) sich in die Situation von Kreuz und Auferstehung weiterführen läßt: in die Unbedingtheit eines pneumatischen Gehorsams gegenüber einer vom Geist inspirierten Regel, die aber (vom Obern) personale Auslegung erhält. Und ebenso in die Unbedingtheit eines Absterbens der Welt, das ganz im Tod Christi und gar nicht in neuplatonischer Weltflucht verankert ist. Daß hier fremde Ideologie öfter als Ausdruck für genuin christliche Wahrheiten und Werte eingestanden ist, ist zuzugeben, darf aber die Begründetheit der letztern nicht in Frage stellen. Der Welt absterben (wie jeder Christ in der Taufe es vollziehen und bejahen muß) heißt nicht die Welt fliehen. In Christus der Welt absterben heißt sich mit Christus für die Welt zu ihren Gunsten hingeben: noch ein Punkt, der von der offiziellen Mönchstheologie zu sehr in den Hintergrund gedrängt wurde. Der inkarnatorische Radikalismus des Rätelebens ist, wenn echt gelebt, durch sich selbst apostolisch, gemäß dem Wort vom in die Erde fallenden und sterbenden Weizenkorn, das so viele Frucht bringt.
Indem das Räteleben sich in den Radikalismus des Kreuzes führen und dort objektivierte Formen annehmen läßt, behält es doch eine besondere Beziehung zur Ausgangsposition der Reichs-Gottes-Verkündigung, dadurch nämlich, daß es als ganzes geraten und nicht geboten ist. Der «Rat» oder der «Wunsch» Gottes war die innere Form der Programmrede Jesu, auch wenn es scheinen mochte, daß er die «Gebote» des Alten Bundes noch verschärfte: «Man hat euch gesagt – ich aber sage euch.» Die Logik der neuen, evangelischen Vollkommenheit ist keine solche des Müssens, sondern des Dürfens. Aber dieses Dürfen muß selber, um sich wirklich in der Nachfolge des Sohnes zu bewähren und zu vollenden, in das eiserne Müssen (das heilsgeschichtliche «dei»: «Christus mußte leiden») übergeführt werden. Ja, dieses christologische Müssen ist für den Nachfolgenden das höchste, gnadenhafteste Dürfen.
Sofern die Sphäre des «Rates» die der neutestamentlichen Liebe überhaupt betrifft, geht sie jeden Christen an, und es ist nur eine Frage bestimmter Berufung und Auserwählung von Christus her, ob einer diesem allgemeinen christlichen «Räteleben» die Gestalt jener besondern geben darf und soll, das in der Kirchengeschichte die Form der Gelübdeablegung angenommen hat. In den «Exerzitien» muß geprüft werden, ob ein Mensch den besondern Ruf Christi vernimmt, der ihn zur «aktuellen Armut (usf.)» auswählt, oder ob er als ebenfalls nach Vollkommenheit strebender Christ zur «spirituellen Armut (usf.)» berufen ist (Exerz. Nr. 98). Da die besondere Erwählung Sache des Herrn ist und nicht im Belieben des Christen steht, der nach einer theoretischen Regel «das Vollkommenere» für sich zu wählen wünschte, geschieht ihm durch ein Nichterwähltwerden zum «aktuellen» Räteleben kein Unrecht. Vielmehr hat er zweierlei zu bedenken: daß die aktuelle Darlebung der Räte nur «instrumentaliter et dispositive» zur Vollkommenheit gehören (Thomas, S. Th. II/II 186, 2), und daß deshalb das Streben nach der vollkommenen Nachfolge Christi im Halten des Liebesgebotes durchaus zur christlichen «Vollkommenheit führen» kann (Exerz. Nr. 135).
IV
Nun kann von jenen Christen die Rede sein, die üblicherweise als «Laien» bezeichnet werden, wie wir anfangs sagten, durch die negative Bestimmung, daß ihnen weder das Amtspriestertum noch das inkarnierte Räteleben eignet, obschon sie – die positive Bestimmung – vollgültige Glieder der Kirchengemeinschaft sind.
Hierzu ist sogleich eine nähere Erklärung nötig. Sowohl im Verhältnis des «Laien» zum Amtsträger wie im Verhältnis des «Laien» zum Menschen im Räteleben herrscht kein Ja und Nein, sondern eine Analogie, die als solche in einer Identität des Gerufenseins in die Kirche und in den Radikalismus der (christologischen) Liebe aufruht.
Die Analogie zwischen dem «Laien» und dem Amtsträger liegt einmal in dem verschieden ausgeprägten Verhältnis beider zum «allgemeinen Priestertum» aller Christen, da der ganze Christus, Haupt und Leib, jene Gesamthingabe seiner selbst Gott darbringt, die als das wahre geistliche Opfer Gott wohlgefällt und ihn mit der sündigen Welt versöhnt sein läßt (vgl. Augustinus, Civ. Dei X 6). Wie jeder Getaufte sich in den Kreuzestod Christi mit hineingibt, so tut es jeder die Eucharistie Mitfeiernde, sofern er beim Offertorium in den Gaben der Kirche, Brot und Wein, sich selber mit Christus zusammen darzubringen bereit ist: wenn er schon sein Teuerstes – seinen Herrn und Erlöser – für das Heil der Welt preiszugeben (zu «opfern») sich entschließt, um wieviel mehr dann sich selber, der diesem Wertvollsten gegenüber wie nichts wiegt! «Meum ac vestrum sacrificium», sagt der Priester zur Gemeinde, aber die hier festgehaltene Analogie wurzelt in einem gemeinsamen «nostrum», das sich im Selbstopfer Christi ununterscheidbar zusammenschließt. – Die gleiche Analogie tut sich ferner kund im verschiedenen Verhältnis zum Amt der Verkündigung: hat der Priester primär den Auftrag, den Gläubigen die evangelische Lehre zu verkünden, auszulegen und (hier greift das Hirtenamt mit ein) durch das ganze Leben zu bezeugen, so setzt der «Laie» diese Verkündigung in die Welt hinein fort, indem er dieses innerkirchlich erhaltene Zeugnis von der Wahrheit nach außen, in nichtchristlicher Umgebung, durch sein Beispiel und durch die Rechenschaftsablage von seinem Glauben (1 Petr 3,15) weitergibt. Man wird die Ansicht, Mission sei vor allem eine Sache des Klerus und nicht ebenso der «Laien», sowohl von der Schrift wie von der Kirchengeschichte her wie vor allem von der heutigen Lage der Christenheit her – man denke an Péguys Proklamation: «Wir alle stehen an der Front» (Laudet 82-87) – ernstlich relativieren müssen. – Was das Hirtenamt im besondern angeht, so ist es primär eine innerkirchliche Funktion im Dienste des gesamten Kirchenvolkes (nicht zuletzt seiner Einheit in Gesinnung und Glaube), und nur durch dieses Primäre hindurch und seine Ausnutzung durch die Christen ein Christuszeugnis nach außen. Wenn die Christen nicht gesamthaft das Zeugnis der Einheit geben, das eine Funktion wie das Papsttum zu fördern bestimmt ist, dann existierte diese Funktion umsonst. Schon damit ist auch hier die innere Analogie sichtbar, wobei das delikate Problem der Annahme hierarchischer Bestimmungen (réception) ausgeklammert bleiben kann.
Von der Analogie zwischen «Laien» und Menschen im Rätestand ist schon gehandelt worden, wo von der Freiheit Christi die Rede war, in seine engere Nachfolge «die, die er will» (Mk 3,13), zu berufen, Männer wie Frauen. Keiner, der diese Berufung nicht hört, kann sich beklagen, vom Herrn in den zweiten Rang versetzt zu werden. Es ist hier Zeit, sich zu erinnern, daß die Jüngerberufung im Evangelium während der ersten Phase der Reichsverkündigung erging, einer Zeit, da noch keine Differenzierung von kirchlichen «Ständen» sich abzeichnete und alle zum Eintritt in die Sphäre des Reiches, daß heißt aber in die vollkommene Liebesgesinnung des göttlichen Vaters, die nun auch auf Erden Platz greifen soll, aufgefordert wurden. Der Ruf ins Reich ist der alle Formen christlichen Lebens umfassende Radikalismus. Es wäre nicht gut, das Leben der Religiosen und das der «Laien» respektive durch «Stand der Räte» und «Stand der Gebote» zu kennzeichnen, denn die alttestamentlichen Gebote transzendieren alle in die Sphäre des «Rates», des spontanen «Mehr»-tuns hinein, weil der jetzt offenbar werdende Gott der Gott des Je-mehr ist.
Von diesem Ursprung her sind alle Christen zunächst einfach Christen, und alle haben immerfort nach dem Mehr der neuen Liebe zu streben. Dieses Bild vermitteln etwa die Johannesbriefe, wo von Ständen oder Lebensformen nirgends die Rede ist. Aber man findet dasselbe sogar in den Paulusbriefen, in der die Gestalt des Apostels als des ausgezeichneten Hierarchen und Vollziehers des Rätelebens so stark hervortritt: immer wird die Gemeinde zur Teilnahme an allem, was der Apostel tut, leidet, plant, aufgefordert, das «Ich» wandelt sich dauernd unwillkürlich in ein Wir, ja das «Ich» versteht sich letztlich nur als der «Diener» am «Ihr».
V
Ein kurzes Wort über die Ehe, die eine mögliche (nicht notwendige) Lebensform der «Laien» ist, während sie dem Räteleben widerspricht und den Amtsträgern der westlichen Kirche untersagt ist (wegen der erwähnten Konvergenz zwischen Amt und besonderer Erwählung). Obschon die Ehe die Schwelle des endzeitlichen Reiches nicht überschreitet (Mt 22,30), und wer eine endzeitliche Existenz führen will, deshalb auf die Ehe, falls er es kann (Mt 19,12; 1 Kor 7,8f.), verzichten soll, darf die Ehe, diese ursprüngliche Stiftung Gottes (Mk 10,6; Eph 5,31) nicht als unchristlich und einfach überholt hingestellt werden (1 Tim 4,3); in manchen Situationen wird sie dringend nahegelegt (1 Tim 5,14; 1 Kor 7,9). Aber neutestamentlich liegt ihre ganze Idealität nicht mehr in ihr selbst, sondern im übergeschlechtlichen Verhältnis zwischen Christus und der Kirche: an diesem «großen Geheimnis» teilnehmend, zu ihm emporstrebend und ihm sich angestaltend, hat sie – als Sakrament – daran teil (Eph 5,32). Wenn (wie Augustin ausdrücklich sagt) der Jungfräuliche nicht schon als solcher vollkommener ist als der Verheiratete, so ist doch Jungfräulichkeit als solche vollkommener als Eheleben1; in der um Christi Liebe willen gelobten Jungfräulichkeit ist die «Form» vollkommen, und das Leben muß ihr nach Möglichkeit angestaltet werden; in der Ehe ist die «Form» dem alten Äon verhaftet, und es bedarf einer großen Anstrengung, den irdischen Eros zu einem reinen Ausdruck der himmlischen Agape zu läutern. Diese Anstrengung kann kraft der Gnade Christi und der sakramentalen Gnade im besondern zum Ziel führen, nicht ohne vielerlei Verzicht, der ebenso von der Sphäre der Reichsverkündigung in diejenige des Kreuzes hinüberführt.
VI
Abschließend ist zu sagen: Alles, was in der Kirche den Charakter einer besonderen, qualitativen Erwählung zeigt (Amt oder Räteleben), untersteht der Dialektik des von Jesus und von Paulus so eindringlich aufgezeigten Letzten Platzes. Wenn schon der, den wir mit Recht als Herrn und Meister bezeichnen, diesen Platz wählt (Joh 13,13), so steht er um so mehr den «Knechten» und «Gesendeten» zu. Alles Strukturierte in der Kirche ist Dienst, so daß schließlich das nicht (qualitativ) Strukturierte an der – nicht ungefährlichen! (1 Kor 4,8) – ersten Stelle steht: «Euch gehört ja alles: Paulus, Apollo und Kephas, Welt, Leben und Tod, Gegenwart und Zukunft, alles gehört euch», soweit «ihr Christus gehört, der Gottes ist» (1 Kor 3,21b bis 23). Die Christen der Gemeinde bilden die Mitte der Kirche, für die das Amt Dienst leistet und das Räteleben der «Dünger» ist (Augustinus). In dieser Sicht verschwindet der Negativaspekt der Bezeichnung «Laie» vollständig, und das Wort kann vermieden und schlichthin durch «Christ» ersetzt werden. Wenn der Amtsträger ein je neu von Christus her zur Gemeinde «Abgesandter» (2 Kor 5,25), der «Verwalter» seiner Geheimnisse ist (1 Kor 4,1), so ist diese innerkirchliche Sendung hingerichtet auf die Sendung der Gesamtkirche, der konkreten Gemeinde und jedes Einzelnen in die Welt hinein: damit tritt auch der Christ, Empfänger eines Gesandten Christi, in die Rolle eines Gesandten, ausgestattet mit einem persönlichen Charisma, das niemals Ziel und Zweck in sich ist, sondern immer Mittel für einen zu verrichtenden Dienst. Angesichts dieses Charisma, das aber nicht (in quantifizierenden Übergängen) mit dem apostolischen Amt gleichgesetzt werden darf (so daß die Gemeinde schließlich selber über das Amt verfügen könnte), werden alle zu einem Leib mit den vielen Gliedern: «Einer ist euer Meister, ihr seid alle Brüder» (Mt 23,8).
- Si quis dixerit, statum conjugalem anteponendum esse statui virginitatis vel caelibatus et non esse melius ac beatius manere in virginitate aut caelibatu quam jungi matrimonio: Anathema sit. Conc. Trid. sess. 24 can. 10.↩
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