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Brief an Jakob Hegner
Hans Urs von Balthasar
Jakob Hegner
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Ficha técnica
Idioma:
Alemán
Idioma original:
AlemánEditorial:
Saint John PublicationsAño:
2023Tipo:
Carta
Lieber Herr Hegner,
vom eigenen Bemühen her, ein Christentum ohne Verschleiß in die weltlichste Welt zu stellen, mache ich mir Gedanken über den «Verlag an der Schwelle», der Ihr Werk ist [auch Sie hätten ihn ‹Editions du Seuil› nennen können], und über das Ethos, das ihn beseelen muß. Alle christlichen Fragen in dieser Zeit, alle überhaupt, sind plötzlich um mich gesammelt und fordern Lösung: wie vermag der Christ zwischen Christentum und Welt zu vermitteln, ohne das Christentum als einen wenn auch wichtigen Teil der Welt anzusehen und ohne sich selber zur Mitte und zum Schiedsrichter über beide zu erheben? Es versteht sich, daß der Christ das Innere hinaustragen soll, und auch, daß dies in einer für die draußen verständlichen Form geschehen muß; es versteht sich ferner, daß er auch das Äußere zur Erweckung der Schläfer im Innern hineinvermitteln soll. Weniger einfach ist es, ohne faulen Vergleich von denen draußen als gleichen Ranges und womöglich als führend anerkannt zu werden und dabei gar noch das Mißtrauen und die Eifersucht von denen drinnen zu vermeiden. Daß die Dichter, auch die geistlichen, weltlich sein müssen, hat Hölderlin ihnen gesagt; den Verlegern gilt kein anderer Spruch; und die Paradoxie wird solange ein echtes Leben und Erdensalz bleiben, als eben beide, der Dichter und der Verleger, um ihren Ursprung und Quellpunkt, das Geistliche, wissen: aus der Kraft des Geistlichen müssen sie weltlich sein, aus dem Überfließen der göttlichen Beschauung, wie die Alten es sagten, sollen die Taten hinaus erfolgen, ohne dann die berüchtigten «schmutzigen Hände» der Arbeit zu scheuen, ohne voreilig auf dem Gang ins Verlorene haltzumachen, aus der Panik vielleicht, sich zuweit von der Quelle entfernt zu haben. Schließlich gilt es, auch diese zwei zusammenzubringen: die geistliche und die weltliche Divination, ich meine die Unterscheidung der Geister, wie nur ein Christ sie hat, und dann den Flair, die Nase, den Wind; sie zusammenzubringen, nicht zu verwechseln. Nicht eins an Stelle des andern zu setzen. Die Gnade will sich mit einer Begabung vermählen, und wer als Autor oder Verleger den Punkt dieser zarten Begegnung bilden soll, weil sie gerade ihm zugedacht ist als ein Schicksal, der freilich sehe zu, daß er stehend nicht falle. Die Begabung bekam er als Talent, um damit zu wuchern; die Gnade ist nie ein Talent, das man auf die Bank tragen oder vergraben kann, sie muß täglich neu erbetet und er-lebt werden. Und doch sind beide in diesem Schicksal so eins, daß, wenn die zweite vernachlässigt würde, auch die erste ohne Zweifel zu Schaden käme. Wir dürfen als Christen einander beglückwünschen zur Schönheit des Auftrags und zu dem, was uns Gott darin zu wirken erlaubt hat, und ein Rückblick am festlichen Tag will uns das Getane als nicht ganz vergeblich erscheinen lassen. In der verklärenden Freude des Anblicks wird uns leicht ums Herz, und wir sind bereit, Gott alles anheimzustellen, auch das Gericht, das in unserm Werk zwischen Korn und Spreu scheiden wird. Vielleicht ist diese schwebende Rückgabe das Beste unseres Lebens. «Das Gute wird im Ganzen überwiegen»; Goethe schien es so, und warum nicht auch uns, die wir unser Lebenswerk in die Hände der allesverwandelnden Gnade legen dürfen? Diesen Händen befiehlt Sie heut Ihr
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