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Die Einheit des Alt- und Neutestamentlichen Bundes
Die Landschaft um dieses Problem – die Frage zwischen Israel und der Kirche – ist zerklüftet, nicht zuletzt aufgrund der Judenverfolgung durch die Kirche, die von Kardinal Lustiger als die Vorgeschichte von Auschwitz gebrandmarkt wurde. Trotz der unentschuldbaren Katastrophen muß der Theologe, der sich am Neuen Testament orientiert, einen klaren Kopf behalten. Daß er angesichts dieses Ur-Schismas im Gottesbund vor einem Geheimnis steht, soll er nicht aus den Augen verlieren, vielmehr wissen, daß er über das Geheimnis nur approximierend denken und reden kann. Wir versuchen, dessen eingedenk, ein paar umschreibende Sätze zu formulieren.
1. Gott schließt mit der Menschheit nicht mehrere Bünde, sondern einen Bund: in Noah mit der Schöpfung im ganzen, in Abraham mit einem Volk, das aber den Keim des Heils für alle Völker in sich trägt, was von den Propheten wiederholt wird (z.B. Jes 49,6) und nach manchen Neuschließungen des Bundes (Hiskija, Nehemia) in eine Erfüllung zu münden hat, da das Gesetz in die Herzen geschrieben werden wird (Jer 31,31-34; Ez 36,26f.), da der «Same Abrahams» (Singular! Gal 3,16) und «Sohn Davids» (Mt 22,41ff.) den Bund erfüllen wird. Die Christen haben diese Erfüllung des Bundes und der ganzen Geschichte Israels in Jesus von Nazaret erkannt, «viele Tausende unter den Juden» auch (Apg 21,20), die Mehrzahl freilich nicht, da sie sich diese Erfüllung nicht als eine geistige, sondern als eine die irdische Welt verwandelnde vorstellten. Es gab ein Judenchristentum, das in Jesus einen erhabenen Propheten sah (wie später Mohammed); es ging unter, feiert aber heute in jüdischen Jesusbüchern vielfach Auferstehung. Seit der Bekehrung Pauli wurde die Unvereinbarkeit zwischen Ja und Nein unumgänglich. Wichtig bleibt aber für Paulus die Unverzichtbarkeit der Bundesgeschichte seit Abraham; man versteht durchaus, daß der Erzbischof von Paris bei seiner Bekehrung zum Christentum auf der Legitimität seines Judentums besteht: Er ist einer, der wie Paulus (oder Jakobus) seinen Messias gefunden hat. Wenn aber Paulus (in Röm 11) Abraham (den Vater aller Gläubigen, Juden und Heiden: Röm 4,16f.) als den «edlen Ölbaum» beschreibt, auf den die «wilden Zweige» der Heiden aufgepfropft sind, wird er doch niemals sagen, Christus sei auf Abraham aufgepfropft worden; zumal dieser weiß, daß Mose von ihm geschrieben hat (Joh 5,46) und daß «Abraham jubelte, daß er meinen Tag sehen sollte» (ebd. 8,56). Nichtsdestoweniger ist Paulus überzeugt, daß Gott wegen der «Verblendung» (Röm 11,8) vieler Juden dem Bund mit ihnen nicht untreu geworden ist, denn «seine Gnadengaben sind unwiderruflich» (Röm 11,29). Weder Paulus noch Petrus überantworten deswegen die Juden der Verzweiflung, begrüßen sie vielmehr als «Brüder». Paulus möchte, wenn er sie retten könnte, an ihrer Stelle «von Christus weggeflucht sein» (Röm 9,3). Petrus entschuldigt sie für die Kreuzigung Jesu («Ihr habt es in Unwissenheit getan») und ermahnt sie zu zweierlei: sie sollen auf ihren Messias warten, er werde am Ende der Zeit auch für sie wiederkommen, aber sie sollen sich zugleich bekehren und Buße tun (Apg 3,19). Petrus ist also nicht der Meinung, es gäbe zweierlei Formen der Erlösung: eine für die Christen (Glaube an Christus und Taufe) und eine für die Juden (Glaube an den kommenden Messias ohne Verpflichtung, sich der Kirche anzuschließen).
2. Karl Barth hat sonderlich darauf insistiert, daß es nur einen Bund Gottes gibt, zu dem Juden wie Christen gehören (KD II/1). Man wird sich dieser Meinung durchaus anschließen dürfen und damit auch festhalten, daß die Rede von «Alter Bund», «Neuer Bund» (als gäbe es zwei Bünde) zumindest mißverständlich ist. Die weitere Ansicht Barths, daß die zwei Schächer am Kreuz, der eine Christus zugewendet, der andere von ihm abgewendet, die Völker der Christen und Juden sinnbilden, kann als ein sprechendes Bild (und nicht mehr) verstanden werden; wesentlich ist, daß Jesu gekreuzigte Hände zu beiden hin ausgestreckt sind. Nach Barth besagt das näherhin, daß am Kreuz die ganze Gerechtigkeit und die ganze Barmherzigkeit Gottes zum Zuge kommt, daß dabei die Seite der Gerechtigkeit mehr von den Juden, die der Barmherzigkeit mehr von den Christen und ihrer Kirche beleuchtet wird. Wir können dies dahingestellt sein lassen; es würde aber sicherlich besagen, daß die Leiden des jüdischen Volkes durch die Jahrtausende eine Form der Anteilnahme am göttlichen Erlösungsleiden für die Welt darstellt, worauf die Weissagung von dem für die andern leidenden Gottesknecht in Jes 53 durchaus hindeuten kann. Es ist wohl möglich, daß sich über dem Land Israel, von dem niemand (auch kein Jude) sagen kann, ob es theologisch etwas bedeutet, neue Wolken des Antisemitismus (diesmal vom Islam her) zusammenziehen: aber die Christen sollten sich dessen ein für allemal enthalten, zumindest als Buße für das ungeheure Unrecht, das sie diesem Volk, das noch immer Gott gehört, angetan haben. Andererseits sind keine Irenismen, bei denen man sich über das Kreuz Christi hinweg die Hand reicht, von den Christen erwünscht. Es gibt unter ihnen Bewegungen, die bis zur Leugnung ihres Herrn, der Christus ist, gehen. Daß jemand anderer als er den Riß, den sein Dasein im erwählten Volk geschaffen hat, heilen kann, glaube ich nicht. Er hat von einer für diese Weltzeit endgültigen «Verbannung» gesprochen, diese aufzuheben – welche Gestalt immer sie haben oder neu annehmen kann – ist nicht unsere, auch nicht der Juden Sache.
3. Mit Ehrfurcht haben wir auf jene Juden zu blicken, die in echter Gesinnung ihren Messias erwarten. Sie mögen es in Vermengungen mit ihren vorchristlichen Traditionen, die verschiedenste Formen annehmen können, versuchen, Formen, die uns zuweilen seltsam anmuten und deren Überholtheit wir zu sehen meinen. Es ist nicht an uns, ihnen hierbei Weisungen zu erteilen, auch nur Urteile über sie abzugeben. Ein Urteil stünde uns nur zu, wo an der Ankunft des Messias verzweifelnde Juden den Aufbau seines Reiches selbst in die Hand nehmen zu müssen meinen («Wir wollen hier auf Erden schon / das Himmelreich errichten»: Heine) und dann zum Entwurf atheistischer Totalitarismen schreiten, die mehr Höllen- als Himmelreiche sind. Solche Gebilde bilden dann ein rein irdisches Politikum, gegen dessen Gewissensunterdrückung und Expansionsversuche die Menschheit sich zur Wehr setzen muß. Es sind aus echt religiösen Erwartungen entstandene säkularisierte Messianismen, die oft unter besten «zweitletzten Gründen» (Guardini) den Verrat am biblisch wahrhaft Letzten bilden, sich vielleicht selbst ad absurdum führen, aber nicht als eine von Gott gebilligte Herrschaft (Röm 13) betrachtet werden können. Ob man dem heutigen frommen und gläubigen Israel – und nur dieses kommt hier in Frage – eine andere Heilsfunktion post Christum zuschreiben kann als das weltweite Beispiel eines geduldvollen Wartens auf die Wiederkunft des Messias, scheint mir fragwürdig – doch man unterschätze ein solches Zeugnis nicht, denn es bleibt auch eine dauernde Mahnung an die Christenheit, daß sie ohne Israels Anteil nicht denkbar ist und nie wird leben können («Das Heil kommt aus den Juden», Joh 4,22), und daß, wenn sie sich ein anderes «Altes Testament» erfindet – zum Beispiel afrikanische Ahnenreligion oder Upanishaden und dergleichen – sie unweigerlich zugrunde gehen wird: man denke an die «deutschen Christen» Hitlers.
ハンス・ウルス・ フォン・バルタザール
原語タイトル
Die Einheit des Alt- und Neutestamentlichen Bundes
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書籍説明
言語:
ドイツ語
原語:
ドイツ語出版社:
Saint John Publications年:
2024種類:
論文