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Apologia pro Cordula sua
ハンス・ウルス・ フォン・バルタザール
原語タイトル
Apologia pro Cordula sua
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書籍説明
言語:
ドイツ語
原語:
ドイツ語出版社:
Saint John Publications年:
2022種類:
論文
Die «Orientierung» hat neulich (15./31. Dezember 1966) eine Rezension über mein Büchlein «Cordula oder der Ernstfall» veröffentlicht, die den Leser auch nicht halbwegs über Inhalt und Absicht des Schriftchens orientiert. Ich bin der «Civitas» dankbar für die Aufnahme einiger klärender Worte.
Zweck des Büchleins war, an die Christen von heute, zumal an die Theologen unter ihnen, die Frage zu stellen, ob sie im Sinn des Evangeliums und der alten Kirche für den menschgewordenen Gott, der die Sünden der Welt, auch die meinen und deinen getragen hat, und mit seiner Gnade ihr Blut zu vergiessen bereit wären. Der Gedanke war nicht, aus dem Martyrium einen Beweis für die Wahrheit des Christentums zu machen – wie viele sterben für andere Ideale, vielleicht bereiter als wir Christen! Aber für die Christen heisst Bereitschaft zum Martyrium etwas ganz anderes: es heisst Bereitschaft letztlich aus dankbarer Liebe, sein Leben für Den dahinzugeben, der aus ewiger Liebe für mich sein Leben in der Gottverlassenheit dahingegeben hat. So jedenfalls hat Paulus (Gal 2,20 und an manchen andern Stellen) die Sache verstanden. Und nun erhob sich angesichts mancher Wege der modernen Theologie die Frage: ist dieser Einsatz meines ganzen Daseins (der mir ein Echtheitskriterium für einen Christen zu sein scheint) a) noch möglich, wenn man nicht sicher weiss, ob der historische Jesus wirklich der war, den die Apostel nach Ostern verkünden, ob sein am Kreuz vergossenes Blut also wirklich, wie Paulus meint, die Menschheit mit Gott versöhnt und den Gläubigen zu einem Kind des Vaters gemacht hat, und ist dieser Einsatz b) noch gefordert, wenn man doch ebenso gut auch ohne Bekenntnis des Christusnamens, nämlich als «anonymer Christ», auf seine Façon selig werden kann? Somit ist in diesem Bändchen der rapide Hinweis auf den Fragenkomplex der Entmythologisierung überhaupt nicht thematisch gemeint, so als wollte es exegetischen Fragen nachgehen, die das Verhältnis des historischen Jesus und des verkündeten Christus aufrollen. Ich hoffe, auf diese Fragen in meiner bald erscheinenden Theologie des Neuen Testaments ein paar Dinge sagen zu können, die den Rezensenten einigermassen zufriedenstellen. Aber sieht er denn nicht, wie brennend das Hauptproblem ist: ist das Kreuz des historischen Jesus wirklich das gewesen, was Paulus von ihm aussagt, und was doch eindeutig die Voraussetzung dafür ist, dass ich mein Leben für diese Sache einsetze? Hier geht es doch um christliches Sein oder Nichtsein, und hier scheinen sich heute so sehr viele zu evadieren, indem sie zunächst einmal «die Ergebnisse der historisch-kritischen Forschung» abwarten. Und zwar durchaus ernste Leute. Ein junger, sehr begabter Theologe schrieb mir auf das Büchlein hin: «Ich weiss es einfach nicht, ‹wie historisch› der historische Jesus sein muss, wie ausdrücklich das christliche Kerygma zu sein hat, damit ich noch ein Christ bin oder sein kann. Ich halte mich sehr offen.» Genau für solche Leute war mein Traktat geschrieben. Wie würden sie entscheiden, wenn jetzt und hier die Frage nach dem Zeugnis an sie heranträte? (und das kann doch morgen schon sein). Wenn aber die jungen Theologen sich vom Glauben an das Kreuz evadieren (oder es so umdeuten, dass es ein bultmannsches «Wortgeschehen», eine Harmlosigkeit wird), was werden sie uns dann morgen predigen? Und in welche Situation werden sich die Gläubigen unter der Kanzel gestellt sehen? Das sind, scheint mir, todernste Fragen, sie wurden im Buch zur Diskussion gestellt, und nicht die Unerheblichkeiten, die der Rezensent aufgreift.
Gegenwärtig drängt die Kirche masslos in die Breite; alle, auch die draussen, sollen irgendwie auch noch Christen sein. Ich fürchte, dass sie mit dieser vermeintlichen Liberalität einen schrecklichen Substanzschwund erleidet. Was nichts mehr kostet, ist für anspruchsvolle Leute in keiner Weise mehr interessant. Das Beste ist immer rar. Die Menschen haben nur vor dem Achtung, der etwas, ja viel von ihnen verlangt. Christus verlangt am meisten. «Wer nicht alles verlässt, kann mein Jünger nicht sein.» Der Schuss mit der Weltlichkeit der Kirche wird hinten hinausgehen und seine Abfeuerer treffen. Man sieht das heute schon. Nur Heilige, nur Lebenszeugen werden, falls Gott sie uns schenkt, die Kirche aus dem heutigen Leerlauf und uferlosen seichten Gerede von Weltlichkeit und Evolution retten. «Dies hat die Christenheit demoralisiert, dass eine mit der Weltlichkeit bis aufs Haar durchaus konforme Geistlichkeit, statt zuzugeben, dass das, christlich, Indulgenz ist, das Verhältnis umgekehrt hat, dieses Weltliche zu etwas, christlich, weit Höherem und Wahrerem gemacht hat als die echte Entsagung, als wirklich in Armut und Erniedrigung zu leben. Die Welt aber hat das durchschaut, und deshalb ist die Geistlichkeit ohne Einfluss» (Kierkegaard, Tagebücher 1850).