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Seelenführung und Mystik
1. Begriff und Bedeutung der Mystik
Mystik ist, wie immer sie näherhin definiert werden mag, christlich betrachtet auf jeden Fall etwas, was durch die Gesetzlichkeiten der Offenbarung und somit der Theologie regiert wird. Keinesfalls ist es so, daß die christliche Mystik unter einem allgemeinen, univoken Begriff von «Mystik überhaupt, Mystik aller Völker» subsumiert werden kann und mit dem «gewöhnlichen» christlichen Glaubens- und Gebetsleben zusammen nur einen analogen Begriff bilden würde, vielmehr fällt christliche Mystik unter den einheitlichen Begriff der christlichen Beziehung zu Gott und tritt höchstens äußerlich, durch gewisse Analogien, mit außerchristlicher Mystik in Beziehung. Die relative Seltenheit und damit «Außergewöhnlichkeit» der christlichen Mystik besagt somit keineswegs, daß die Gesetze und Wahrheiten der «gewöhnlichen» Theologie auf sie nicht mehr anwendbar wären, daß man zu ihrer Beurteilung eine neue Wissenschaft, vielleicht die Psychologie oder Parapsychologie anrufen müßte, daß also auch zur praktischen Führung von Mystikern etwas wesentlich anderes erforderlich wäre als die Kenntnis der christlichen Offenbarung, wie eine echte und lebendige Theologie sie vermittelt.
Anselm Stolz hat das große Verdienst gehabt, die christliche Mystikwissenschaft von einer einseitig psychologischen Orientierung, wie sie durch eine zu starke Anlehnung an Theresia von Avila und Johannes vom Kreuz entstanden war, zu einer primär theologischen Orientierung zurückzurufen. Christliche Mystik hat sich an nichts anderem auszurichten als an der Offenbarung Gottes in Christus in der Kirche. So wie alle Christen, wenn sie wirklich beten, es ontisch wie moralisch in der Einheit mit Christus tun, und dies kraft des in ihre Herzen gesenkten Heiligen Geistes, der sowohl der Geist des Vaters wie der Geist des Sohnes ist, ein Geist der trinitarischen Einheit und zugleich der kirchlichen Einheit, so kann auch der Mystiker, wenn seine Mystik echt ist, nur innerhalb der Gottesschau des menschgewordenen Mittlers, teilhabend an seiner Beziehung zum Vater, an seiner Sendung vom Vater, an den Geheimnissen seiner Menschwerdung, an seinem stellvertretenden Leiden für die Menschheit, an seiner Verklärung, an seinem himmlischen und eucharistischen Dasein, ein mystisches Leben führen.
Christliche Mystik kann also zunächst keinen andern Kanon haben, als den der Offenbarung, zuvörderst der Heiligen Schrift. In der Offenbarung kommt es aber primär auf die Vermittlung objektiver göttlicher Wahrheit und Wirklichkeit an und nur sehr sekundär auf die zu dieser Vermittlung erforderten oder durch sie hervorgerufenen menschlichen Zuständlichkeiten. Die biblische Mystik ist absolut sachgerichtet und zeigt gerade dadurch ihre vollkommene Einheit mit dem allgemeinen christlichen Glaubensakt an. Sowohl die Mystik der Propheten des Alten Bundes wie diejenige des Sehers Johannes, des Petrus (auf Tabor und in Joppe), des Paulus (in Damaskus, Jerusalem, Apg 22,17-18, und in den Ekstasen 2 Kor 12), selbst diejenige Marias, der Mutter des Herrn, ist reiner Dienst an der Offenbarung. Sie ist deswegen nicht weniger persönliche Erwählung und Begnadung, aber so wie Gott immer zu erwählen pflegt: zum Dienst an der einen, alle andern umfassenden Sendung des Sohnes an der Welt durch die Kirche.
Christliche Mystik ist somit 1. grundsätzlich – ausdrücklich oder mehr einschlußweise – trinitarisch. Ihr Gott ist kein gnostischer Abgrund und Ungrund, kein unpersönliches «Nichts», sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und der Gott Jesu Christi und der Kirche, auch wenn die Übergröße und Überheiligkeit dieses Gottes, den der Mystiker erfährt, ihn «wie tot zusammensinken» läßt (Apok 1,17). Er ist ein Gott des Wortes, weil des trinitarisch sich austauschenden Lebens, so sehr der Aufgang des göttlichen Wortes zu einer Überblendung und einem Untergang alles menschlichen Redens und Ausdrückens werden kann. Christliche Mystik ist darum 2. als Teilnahme an diesem göttlichen Wort in Christus eine Mystik der Sendung im umfassendsten Sinn. Ob diese Sendung eine für die Welt sichtbare ist oder nicht, ob sie eine Sendung äußerer Predigt oder verborgenen Gebetes oder Leidens ist, ob sie eine vorübergehende, in einer einmaligen Tat oder Schau sich erschöpfende oder eine länger andauernde ist, ob ihre Frucht dem Gesendeten erkennbar ist oder nicht, das alles ist fast gleichgültig gegenüber der primären Einsicht: Mystik ist, wie alles, was dem Christen widerfahren kann, ein Dienst Gottes, ein Auftrag Gottes, der mit der gleichen Sachlichkeit ausgeführt werden muß, wie jedes Gebot, das Gott erläßt. Sie ist eine vom Sohn geschenkte Form der Teilnahme an seiner Sendung. Daher ist alles innerhalb der christlichen Mystik christologisch. Das heißt: Die Gesamtrichtung dieser Mystik kann nur die einer progressiven Inkarnation sein (und nicht, wie bei allen übrigen «Mystiken» der Völker, einer möglichsten Desinkarnation), welche Regel für die Bewertung des Leibes, der Sinne, der Einbildungskraft etwa innerhalb der Visionen von größter Tragweite ist. Sie kann, wo sie Leiden schenkt, nur Teilnahme sein am erlösenden Leiden Christi am Kreuz (und nicht Ausdruck eines christuslosen Gottverhältnisses, wie die «Mystik der Nacht» noch tief bis ins Christentum hinein glauben lassen möchte); sie kann, wo sie Ekstasen der Beseligung schenkt, nur Teilnahme sein an der väterlichen Schau des Gottmenschen und an seiner Rückkehr zum Vater. 3. ist christliche Mystik grundsätzlich und bis zuletzt und durch alles hindurch kirchlich. Wenn sie eine Form der Sendung und Teilnahme an der Erlösung ist, dann steht sie zutiefst im Dienst an der Gemeinschaft. Gerade sofern sie persönlichere Erwählung ist, ist sie tiefere Verpflichtung in die Communio Sanctorum. Der paulinische Begriff der Heiligkeit steht und fällt mit dem Begriff des durch den Heiligen Geist dem Christen mitgeteilten Amtes (charisma) innerhalb der Gemeinschaft: Wer sein ganzes Sein in den Dienst dieses Dienstes stellt, der ist heilig. Die vollkommene Liebe als Inbegriff der Heiligkeit fällt zusammen mit dem vollkommenen Dienst. Christliche Mystik kann somit nicht einsam sein. Sie steht im Dienst der Kirche; je kirchlicher sie ist, desto christlicher ist sie auch. Eine Mystik, die nicht Form einer Sendung in der Gemeinschaft und für die Gemeinschaft wäre, wäre dadurch schon als im christlichen Sinne falsche Mystik entlarvt. Die einzige vollkommene Braut Christi und Gattin des Lammes ist die Kirche. Jede echte Braut- und Vermählungsmystik ist daher nur in Teilnahme am Geheimnis der Kirche möglich; dem Je-mehr an Hingabe und demütigem Hingenommenwerden der Seele Gott gegenüber entspricht ein genaues Je-mehr von Hingabe und Benützt-, ja Ausgenütztwerden der Seele durch die Kirche. Jede Mystik, die das persönliche Liebesverhältnis der Seele zu Gott auf Kosten des liebenden Dienstes an der Kirche als der einzigen Braut Christi überbetont, ist also, christlich gesehen, der Entartung verdächtig.
Innerhalb dieses theologisch vorgegebenen Rahmens läßt sich nun kurz über das Wesen der Mystik reden. Sie ist ein unmittelbares, die Grenzen der Gotteserfahrung des Glaubens übersteigendes In-Beschlag-genommen-Werden des Menschen in seinen Kräften (des Geistes, der Sinnlichkeit und des Leibes) durch Gott, ein direktes Eingeweihtwerden (μύω) in seine Geheimnisse zum Zweck einer besonderen Aufgabe innerhalb der Kirche. Ob die mystische Glaubenserfahrung von der gewöhnlichen übergangslos getrennt ist oder ob beide durch Übergänge verbunden sind, ist umstritten. Es käme einerseits einer Art Rationalismus und Naturalismus gleich, wollte man leugnen, daß auch das «gewöhnliche» christliche Glaubensleben Seiten enthält, die einer rein natürlichen Psychologie unzugänglich bleiben, wie ja schon der Akt – auch sofern er bewußtseinshaft ist – der eingegossenen Tugenden die Möglichkeiten der bloßen Psychologie übersteigt. Was Ignatius als das Feld der «Geister» und ihrer Unterscheidung beschreibt, was er Trost und Trostlosigkeit nennt, geht jedenfalls für ihn, der ein Mystiker war, anscheinend bruchlos in die eigentlichen Phänomene der Mystik über. Es wäre eine grobe Verkennung des Glaubensaktes und des Wesens der christlichen Kontemplation, wollte man leugnen, daß dabei das Hauptgewicht auf einem Verhältnis nicht der Seele zu Gott, sondern Gottes zur Seele beruht, das auch in der gewöhnlichen Betrachtung die Seele in wahrer Weise von Gott und seinem Wort angesprochen und getroffen wird, daß hier eine echte Passivität, ein Hören und Vernehmen der lebendigen und persönlichen Offenbarung besteht und keineswegs etwa bloß eine aktive «Betätigung» der eigenen «Seelenvermögen». Anderseits wird man gut daran tun, diese bewußtseinshafte Übernatürlichkeit oder «Jenseitigkeit» jeder wahren christlichen Betrachtung noch nicht mystisch zu nennen, zwischen ihr und der mystischen Passivität eine Stufe, einen Abstand zu setzen. Vor allem darum, weil das Mystische keinesfalls als die normale Fortsetzung des «normalen» übernatürlichen Lebens der Seele angesehen werden darf, und zwar ebensowenig in seinen «außergewöhnlichen» Phänomenen (Ekstasen, Visionen etc.) wie in der passiven mystischen Einigung überhaupt. Das ganze Gebiet der Mystik mit jedem Ob und Wieweit und Wielang liegt im einzigen Ermessen Gottes, der seine Sendungen verteilt wie er will und wie er sie für seine Kirche für angemessen hält; es ist somit für die christliche Vollkommenheit, die in der Liebe besteht, nicht erfordert. Wer beides in einen innern Zusammenhang bringt, muß fordern, daß der Christ nach Mystik strebe, er beraubt Gott seiner Freiheit und den Menschen seiner Unbefangenheit, bringt notwendig in die mystischen Phänomene eine Art menschlich übersichtlicher Ordnung und Systematik und zerstört damit die ganze Unberechenbarkeit des Überfalls Gottes. In der Tat: wenn es auch wahr ist, daß, um Visionen zu haben, eine gewisse (vielleicht ganz unbewußte) kontemplative Öffnung zu Gott notwendig ist, so ist doch aus dieser Öffnung, mag sie durch noch so viel Bereitschaft gesteigert werden, nie zu schließen, daß Gott ihr eine mystische Erfüllung schenken wird. Daß Bernadette oder Melanie oder die Kinder von Fatima gerade in diesem Augenblick einer Schau teilhaftig wurden, entspricht keiner natürlichen Anlage oder übernatürlichen Gesetzlichkeit ihres Glaubens oder ihrer Liebe. Daß jemand eine Vision gehabt hat, fordert in keiner Weise, daß er eine zweite, dritte oder zehnte erhalten muß, um auf der gleichen Stufe der Vollkommenheit zu bleiben. Daß jemand einen bestimmten mystischen Zustand überhaupt erlebt hat, fordert keine Fortsetzung nach irgendeiner Seite. Nichts ist in der Mystik verderblicher als «Stufen» mystischer Zustände zu konstruieren, die höchstens einer persönlichen, einmaligen Erfahrung entsprechen, niemals aber auch nur für einen zweiten Mystiker, geschweige denn für alle normativ werden können. Es ist auch klar, daß wer einmal auf einer seiner Meinung nach höheren oder höchsten Stufe sich befunden hat, es selber als einen «Abstieg» empfindet, wenn ein anderes Mal diese Stufe nicht mehr erreicht wird. Er wird also bewußt oder unbewußt darauf hinzielen, sie erneut zu erreichen, er wird «trainieren», was innerhalb der christlichen Mystik das Verderblichste ist. Wer ein mystisches Erlebnis auf irgendeine Weise erhofft, erwartet oder gar herbeizuführen sucht, hat Voraussetzungen und vorgefaßte Begriffe und ist darum außerstande, die Offenbarung Gottes in der erforderten vollkommenen Objektivität aufzunehmen, geschweige denn sie so weiterzugeben. Die wahre Haltung Gott gegenüber ist vielmehr die einer vollkommen liebenden und gehorsamen Indifferenz – sowohl gegenüber Mystik oder Nicht-Mystik wie innerhalb der Mystik gegenüber jedem von Gott geschenkten Erleben –, sie allein verbürgt die vollkommene Passivität und (was dasselbe ist) Sachlichkeit im Empfang der zugedachten Gnade und in deren Weitervermittlung. Das Vorbild dieser Haltung ist Johannes, der gerade als der Liebesjünger die Liebe hat, vollkommen indifferent zu sein; sich vom Geist entrücken zu lassen, wann er will, mit der Sachlichkeit eines Apparates zu perzipieren und zu registrieren, was Gott will und sich selber dabei nicht anders zu verstehen und einzuschätzen, denn als der «Knecht Johannes, der Zeugnis gibt vom Worte Gottes und vom Zeugnis Jesu Christi, von allem, was er geschaut hat» (Apok 1,1-2). «Magst du mich Freund nennen, ich bekenne Knecht» (Augustinus). Nur wenn diese Sachlichkeit der Aufnahme und der Wiedergabe durch die vorausgesetzte Indifferenz gewährleistet ist, kann die Mystik Anspruch auf christliche und kirchliche Bedeutung erheben. Und zwar in höchstem Maße. Denn die besonderen Aufträge und Sendungen, die Gott dem Mystiker für die Kirche – sei es für einen zeitlich und räumlich beschränkten Kreis von Gläubigen, sei es für einen großen oder auch für die gesamte Kirche – übergibt, sind, da sie von Gott kommen, für die Kirche von unbedingter Bedeutung. Daß die Kirche ihnen gegenüber sich so vorsichtig, so spröde verhält und notgedrungen verhalten muß, kommt einzig daher, daß die vermittelnden Werkzeuge nicht die nötige Heiligkeit, und das heißt in diesem Falle nicht die nötige Indifferenz haben, das göttliche Licht ohne Brechung hindurchzulassen. Hier muß einem häufigen Vorurteil entgegengetreten werden. Man ist meistens der Meinung, die Übersetzung des mystisch Geschauten oder Gehörten oder Erfühlten in menschliche Worte bedeute notwendig schon dessen Verfälschung. Das Mystische sei «unsagbar», «überrational», die Auslegung könne unmöglich das Wesen des Erlebten wiedergeben. Eine solche Auffassung wäre untheologisch. Die Inkarnation des Logos erlaubt eine echte und authentische Übertragung des göttlichen Wortes in das menschliche Wort. Die Propheten haben ihre himmlischen Visionen genau so in menschlichen Worten wiedergegeben, wie es dem Plan und Willen Gottes entsprochen hat. Teilnehmend an dieser Gnade der Menschwerdung und der Offenbarung kann auch der christliche Mystiker göttliche Offenbarung (natürlich als «Privatoffenbarung») in der von Gott geschenkten Adäquatheit sowohl empfangen wie ausdrücken, wobei hier wie dort diese Adäquatheit nicht ausschließt, daß die göttliche Wahrheit unendlichmal größer ist als die menschliche. Fehlt die von Gott gewollte Adäquatheit, so liegt die Schuld am Menschen, und zwar weniger oft am Mystiker selbst als an dessen Seelenführer. Damit wird plötzlich die Verantwortung der Führung innerhalb der Mystik deutlich.
2. Notwendigkeit der Führung
Diese Notwendigkeit ist eine dreifache. 1. eine theologische. Wenn Mystik im besagten Sinne eine kirchliche Funktion ist, dann erfordert der starke Ausschlag auf die Seite des Persönlich-Subjektiven beim Mystiker den entsprechenden Gegenausschlag ins Sachlich-Objektive beim Seelenführer als dem Vertreter des kirchlichen Amtes und unentbehrlichen Vermittler zwischen der totalen «Innerlichkeit» des Mystikers und der Äußerlichkeit der offiziellen sichtbaren Kirche. Da die Sendung des Mystikers sich in irgendeiner Weise an die Kirche wendet und in der Kirche fruchtbar zu werden hat, so hat der Führer darüber zu wachen, daß diese Sendung überhaupt ihre entsprechende kirchliche Dimension erhält (und nicht im rein Persönlichen und Privaten stecken bleibt und darin notwendig verkommt), oder, was dasselbe ist, daß die Erziehung zur mystischen Sachlichkeit und Indifferenz nicht durch persönliche Wünsche, Ängste und Aspirationen aller Art getrübt wird. Die mystische Teilnahme an den Geheimnissen des Herrn verlangt ferner eine besondere Teilnahme an seinem zentralen Erlösungsgeheimnis, das untrennbar beides in Einheit ist: sowohl Leiden wie Gehorsam. Wie das Leiden jedem Mystiker von Gott in besonderer Weise geschenkt wird, so sollte ihm von der Kirche her die Gnade eines besonderen Gehorsams gegenüber einem Führer geschenkt werden. Beide, Leiden und Gehorsam, bleiben in ihrer Einheit stets das ausgeprägte Kennzeichen der Echtheit einer mystischen Sendung. 2. Mit dieser theologischen hängt die psychologische Notwendigkeit zusammen. Die vom Mystiker geforderte übernatürliche Sachlichkeit setzt notwendig eine seelische Unbefangenheit voraus, die nur durch Nichtreflektieren über das Erlebte erreicht wird. Die Aussprache gegenüber dem Führenden, die «Erledigung» der im Erlebten liegenden Sendung erlaubt dem Mystiker, die Last seines Auftrags nicht als unerträglich zu empfinden und macht ihn alsbald wieder bereit und indifferent zu neuen möglichen Aufträgen. Mystiker ohne Führung oder ungenügende Führung laufen alle Gefahr, zu verwildern. Ihre Sendung entbehrt der objektiven Kontrolle und Reglierung, ihr Ich, statt sich ganz in den Dienst der göttlichen Aufgabe zu stellen, muß sich selber zwecks Durchsetzung der Sendung wichtig nehmen und aufsteigern, muß Sprecher und Dolmetsch zugleich sein. 3. Endlich hat der Führer die wichtige kritische Aufgabe der Unterscheidung. Vor allem zu Beginn einer mystischen Sendung: Unterscheidung von wahrer und falscher Sendung, und, was weit schwerer ist, innerhalb einer substanziell wahren Sendung Unterscheidung des echten Kerns von eventuell falschen Zutaten. Er hat später im Verlauf der Sendung über die Reinhaltung und immer weiter gehende Reinigung der Seele zu wachen, die meistens (wenn auch nicht immer) bis zuletzt für Täuschungen und Trübungen zugänglich bleiben kann.
3. Allgemeine Regel
Der Führende hat seine gesamte Aufmerksamkeit darauf zu lenken, daß in allen Stücken die volle, von der Sendung geforderte Objektivität und Sachlichkeit gewahrt und immer mehr herausgestellt werde. Nicht die subjektiven und psychologischen Zustände des Mystikers sind von Interesse, sondern einzig der in ihnen sich bekundende Wille Gottes. 1. Was die allgemeine Haltung des mystisch Begnadeten betrifft, so hat der Führende dafür zu sorgen, daß er seine besondere Sendung nicht als persönliche Auszeichnung auffaßt, sondern als einen reinen Dienst an Gott und seiner Kirche, der nur wie zufällig seiner Person anvertraut wurde, und den er mit der ehrfürchtigen Wachsamkeit der Knechte im Evangelium zu versehen hat. Der Führer muß also vor allem in den Gehorsam und in die Demut einüben, wenn nötig durch Demütigung, die aber nicht lieblos und verletzend sein darf. Er soll über Mitteilungen keine Verwunderung zeigen und kein Wesen daraus machen. Jede Gnade ist ein Wunder der Liebe Gottes, die mystische nicht mehr als die übrigen. Somit fordert die Führung des Mystikers keine wesentlich anderen Regeln als die Führung der übrigen Christen, höchstens müssen die allgemeinen Regeln strenger, folgerichtiger angewendet werden: Alle sollen im Gebet nicht sich selber suchen, sondern Gott, nicht die eigene Tröstung, sondern den reinen Willen Gottes; allen muß das Gebet eine Schule immer tieferer Demut, Selbstlosigkeit und Dienstwilligkeit sein. Alle sollen im Gebet das Wort Gottes an den Betenden höher schätzen als das eigene Wort an Gott, mit Samuel sprechen: «Rede, Herr, dein Diener hört», und mit Maria: «Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte.» Alle sollen die liturgische Gebetshaltung der Kirche, die Haltung liebender, zu Gott hingeneigter Ehrfurcht zur Haltung ihres persönlichen Betens machen. Alle sollen dankbar das nehmen, was Gott ihnen im Gebet schenkt, ohne nach Möglichkeit etwas davon verloren gehen zu lassen, aber auch ohne etwas anderes zu suchen und zu fordern, zu ersehnen oder zu provozieren, als was Gott zu geben für gut erachtet. Besitzt ein Beter im gewöhnlichen Gebet diese Haltung, so wird er im mystischen keiner neuen, besonderen Anleitung bedürfen. 2. Im Empfang der mystischen Gnaden, seien sie Erlebnisse der Nähe, der Gegenwart, der Überwältigung, der Schau oder des Hörens usw., wird sich kein Irrtum und keine Täuschung einschleichen können, wenn die Seele nichts anderes kennt und wünscht als die Objektivität des Dienstes. Irrtümer können nur stammen aus ungeordneten Neigungen, aus Wünschen und Sehnsüchten der Sinnlichkeit oder des Stolzes, der Sucht nach subjektiven «Erlebnissen» im Gebet oder nach Geltung und Anerkennung vor den Menschen. Solche Regungen trüben auch in einem echten mystischen Erleben nicht erst die nachträgliche Auslegung, sondern schon die ursprüngliche Perzeption. Die Seele ist nicht reine passive Hingabe, sondern projiziert in die Offenbarung Gottes schon ursprünglich das Ihre hinein. Sie gleicht einer photographischen Platte, auf die bereits ein Bild eingeprägt ist; das göttliche Bild legt sich als ein zweites darüber, und so entsteht ein verworrenes, verschwommenes Ganzes. Oder die Schau wird unvollständig: Der Schauende wählt aus, er hat eine Vorliebe für etwas, er verweilt mit Wohlgefallen beim einen Teil des Gezeigten und eilt flüchtig über anderes hinweg. Das alles, weil er nicht vollkommen indifferent ist und das Angebotene als ein ihm persönlich zur Verwaltung Gegebenes betrachtet. Der Führende hat den Mystiker zur vollen Objektivität im Erleben natürlich außerhalb des Erlebens zu erziehen durch die unter 1 angegebenen Weisungen. 3. So objektiv der Empfang ist, so objektiv muß die Mitteilung sein. Der Führer hat dies weitgehend in der Hand, indem er die gleiche liebende und ehrfürchtige Sachlichkeit an den Tag legt wie der Mystiker selbst. Zeigt er Neugierde, drängt er mit überflüssigen Fragen, verlangt er Präzisionen, wo Gott selber keine gibt, dann wird er, gerade weil der Mystiker sich im Gehorsam zu antworten verpflichtet fühlt und im Punkt des Gehorsams am wenigsten zu enttäuschen wünscht, fast unfehlbar mehr sagen, als objektiv zu verantworten wäre. Er wird, vielleicht in der besten Absicht, anfangen zu ergänzen, aufzurunden, auszuschmücken. Er wird, was er doch nicht tun sollte, über das Erlebte und Geschaute reflektieren, versuchen, das Erlebnis zu rekonstruieren. Er wird dem Beichtvater zuliebe ein menschlich befriedigendes Ganzes zu bieten versuchen. Von der gutgemeinten, harmlosen Ergänzung bis zur reinen Erfindung und Fabulierung ist oft nur ein Schritt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß berühmte Beispiele, wie das der Maria von Agreda, der Marina von Escobar, der Katharina Emmerich, hier anzuführen wären. Die Schuld für diese mehr oder weniger unbewußten «Erweiterungen» liegt fast immer bei der Umgebung, vor allem beim Beichtvater. Man möchte mehr wissen, man fragt nach Einzelheiten, oft so lang, bis die Schauende gar nicht mehr weiß, was sie gesehen hat und was nicht. Die Objektivität und Diskretion, die im Empfang vielleicht vorhanden war, geht bei der Auslegung durch den Mangel an Indifferenz im Führenden verloren. 4. Die gleiche Forderung muß für die nachträgliche Beurteilung erhoben werden. Sie ist dann besonders wichtig, wenn, wie es oft geschieht, die Auslegung und Verwaltung der göttlichen Gnaden und Mitteilungen gar nicht beim Erlebenden selbst, sondern beim Beichtvater liegen. Vielleicht hatte der Schauende nur eine Meldung zu übermitteln, ohne sie in ihrer Tragweite zu überblicken. Der Beichtvater, als Vertreter der amtlichen Kirche, hat sie aufzunehmen und richtig zu deuten. Oder das Verstehen und die Ausführung eines göttlichen Auftrags sind auf den Mystiker und seinen Führer verteilt. In jedem dieser Fälle hat der Führer an der vom Erlebenden geforderten Sachlichkeit und Indifferenz teilzunehmen. Gott, der ihn zum Führer bestellt hat, verweigert ihm die dazu erforderlichen Gnaden nicht, wenn er sich durch Gebet und Buße entsprechend darum bemüht. Diese Indifferenz verbietet ihm vor allem, die mystischen Gnaden irgendwie zu «kanalisieren», auf «seine eigene Mühle zu leiten», für seine Pläne, Werke, Unternehmungen auszunützen und sie darin einzubauen. Nicht selten wird natürlich Gott einen Priester durch besondere Vorsehung einem mystisch Begnadeten zugeführt haben, um sein apostolisches Arbeiten durch dessen besondere Leidensgnaden und Erleuchtungen zu befruchten. Der Führende soll sich dieses Gnadengeschenkes Gottes demütig und dankbar bewußt sein und in diesem Zusammentreffen ein Werk der liebenden Vorsehung erblicken. Aber das enthebt ihn nicht der strengen Pflicht, fast noch mehr als über den Geführten über sich selber zu wachen und jede ungeordnete Neigung, jeden verborgenen Ehrgeiz, jede Sensationslust, jeden Beherrschungstrieb in sich auszurotten. Vielleicht ist in der Führung von Mystikern nichts gefährlicher als die unbewußte Komplizität zwischen verborgenen ungeordneten Neigungen im Führenden und im Geführten. Die beiden schlimmen Keime finden rasch zueinander und steigern einander im Dunkeln, bis es zu spät wird, weil die von Gott beabsichtigte Sendung in der Wurzel gefälscht ist.
4. Einzelnes
Fast alles entscheidet sich bei den ersten Begegnungen. Der Führende muß im ersten Gespräch sogleich auf das Wesentliche gehen; rasch und sicher den ganzen geistigen Zustand der Person zu durchschauen suchen und, wenn mystische Erfahrungen vorliegen, sogleich bis zum Punkt der objektiven Sendung Vordringen. Das heißt natürlich nicht, diese Sendung in ihrer Ganzheit überblicken, wohl aber, den Ansatzpunkt ihrer Objektivität von der Subjektivität der Person unterscheiden. Gelingt das nicht, d. h. macht sich die Person mit ihrer Subjektivität so breit und wichtig, daß man nicht hindurchsieht, dann kann man sofort abbrechen. Alles Zuwarten, Zusehen und Überlegen ist verlorene Zeit. Hält der Führende eine echte Sendung für möglich, dann soll er im Gegenteil Zusehen, Zeit zu gewinnen suchen, unbemerkt beobachten und der Person gegenüber eher zu wenig als zu viel Interesse zeigen. Er soll sie an die gewöhnlichen Regeln des Gebetes und des christlichen Lebens erinnern, bzw. sie darin einführen. Die Zeit des Gebetes soll er anfangs eher einschränken als verlängern, um allen Träumereien vorzubeugen und um gleich von Anfang an den Gehorsam zu prüfen. Weder jetzt noch später darf die Person den Eindruck erhalten, sie sei etwas «Besonderes», für den Beichtvater ein «seltener Vogel». Mehren sich dann die Zeichen der Echtheit: Wachstum in der Demut, im Gehorsam, Einfachheit, immer stärkeres Verschwinden des Persönlichen hinter dem göttlichen Auftrag, auch Widerspruch, physische und seelische Leiden, vielleicht in irgendeiner Form innere Teilnahme am Kreuzweg des Herrn, so hat der Führende den Mystiker eingehender in seiner Sendung zu «installieren». So wenig der Führer in den Augen des Geführten den Phänomenen eine besondere Wichtigkeit zuschreiben darf, so falsch wäre es, diesen ohne den nötigen Aufschluß zu lassen. Der Geführte braucht ein Mindestmaß von Verständnis seiner Sendung und seiner Verhaltungsweise zu ihr, gerade um von ihr die rechte Distanz zu gewinnen, ihr gegenüber die rechte Ruhe zu wahren. Fehlt dieses Verständnis, so ist die Gefahr der Selbstbeschäftigung, der grübelnden Neugier viel größer. Er braucht eine gewisse natürlich-übernatürliche Sicherung, das Bewußtsein der festen Hand des führenden Priesters, um den Weg im rechten Geist beschreiten zu können. Auch wenn die Sendung eine solche des Leidens ist, muß sie als ganze irgendwie harmonisch sein. Sie darf nicht sperren, nicht «schief sitzen», nicht drücken wie ein zu enges Kleid. Sind die ersten Schritte richtig gesetzt, dann ist – obwohl die Kontrolle stets fortgesetzt werden muß – immer weniger ein Abweichen zu befürchten. Gott ist bei einer wahren Sendung der Hauptführer und tritt immer mehr als solcher hervor. Und der menschliche Führer kann immer mehr auf ihn schauen, wie er sich in der richtig geführten Sendung offenbart, um die weiter vorzunehmenden Schritte daraus abzulesen.
Der Führer wird sehr bald, nachdem er die Sendung als echt erkannt hat, ihr die nötige Öffnung ins Kirchliche und Objektiv-Dogmatische geben, die ihr erst die ganze übernatürliche Fruchtbarkeit sichert. Neben dem einen, rein innerlichen und subjektiven Pol des Erlebens und auch des engen Kreises der Familie, des Klosters, der Umgebung, soll der Führer einen zweiten, weiteren katholischen Pol schaffen, die Sorge um das Heil der Kirche und ihrer Stände, um die Wohlfahrt der Orden oder auch eines bestimmten Ordens. Die Erweiterung der Sendung der kleinen Theresia durch den Missionsgedanken ist hiefür ein vortreffliches Beispiel. Andere Sendungen, wie die der Consummata oder der Lucie Christine entbehren dieser Ausweitung und kommen dadurch nicht zu ihrer vollen Entfaltung. Der Führende wird sich dabei zwar bewußt bleiben, daß das Format der Sendungen ein sehr verschiedenes sein kann. Sehr viele haben in der vollkommenen Verborgenheit zu bleiben oder sind für einen kleinen Strahlungskreis bestimmt. Zerrt man sie aus eigenem Gutdünken vor eine größere Öffentlichkeit, so überspannt man sie und steigert sie zu etwas auf, was sie in der Absicht Gottes nicht sein sollten. Das ist der Fall bei mancher einfachen Stigmatisierten, die in ihrer Familie, ihrem Dorf hätte verborgen bleiben sollen. Die Predigten des Pfarrers von Ars gelingen aufs beste in seiner kleinen Dorfkirche; auf eine große Kanzel gezerrt, versagt er kläglich. So «gedeihen» ja auch manche Heilige besser im kleinen Winkel eines Landes als auf den Altären der universellen Kirche. Trotz dieser von Gott gewollten Verschiedenheit der Sendungs-«Formate» hat der Führende von Anfang an darauf zu sehen, daß er die Türe für jede mögliche Erweiterung und Vertiefung der Sendung möglichst weit öffnet. Er soll den Geführten für alle von Gott vorgesehenen Möglichkeiten zu öffnen versuchen, ohne auf irgend etwas Bestimmtes vorauszudeuten. Er soll dessen Bereitschaft so grenzenlos zu gestalten suchen, daß Gott aus ihr ohne Vergewaltigung alles formen kann, was er will.
Begegnet der Priester einer Person, deren mystische Berichte er sofort oder bald als falsch durchschaut, dann soll er auch hier die Nächstenliebe nicht außer acht lassen. Er werde nicht schroff oder höhnisch; er sehe vielmehr zu, ob er nicht einen Irregeleiteten vor sich habe, den er in die rechte Stellung zu Gott und zur Kirche zurückführen kann. Nur eine notorische Hysterie oder Geltungssucht, die vielleicht von Priester zu Priester eilt, bis sie ein Opfer gefunden, kann er ohne Verzug weiterschicken. Scheint ihm das Phänomen gemischt, und gelingt es ihm nicht, im Verlauf von drei oder vier Beichten die entscheidende Klärung und Wandlung im innern Verhalten herbeizuführen, so breche er auch da sofort ab.
Solche, die auf dem guten Wege fortschreiten, halte er nicht an zu «kurzer Leine». Gott führt, der Priester wacht nur und regelt von außen. Er bestrebe sich, nach Möglichkeit mit seinem Geführten zusammen innerlich zu wachsen, um ihn auch – nicht mystisch, sondern kirchlich – fernerhin begleiten und leiten zu können. Er bedarf dazu nicht des Studiums mystischer Bücher, solches ist im allgemeinen sogar abzuraten, noch mehr aber halte er sein Beichtkind vom Studium solcher Werke zurück. Denn wenn der Autor auch nicht, wie so oft, seinen Weg als Norm aller mystischen Wege aufstellt, so liegt die Gefahr doch nahe, daß der Leser es tut und damit – sei er Führer oder Geführter – die Unbefangenheit vor der hier und jetzt gestellten Forderung Gottes verliert. Überhaupt trage keiner von beiden eine Theorie an das Geschehen heran, sondern lasse in der Einfachkeit und Klugheit, die der Glaube und die Unterscheidung der Geister verleihen, die Dinge sich entwickeln und abrollen. Vorsicht und Zurückhaltung sind gewiß immer am Platze, aber niemals Angst und die daraus sich ergebende Verschanzung und Verkrampfung. Unbefangenheit, Natürlichkeit und besonders auch Fröhlichkeit sind stete Begleiterscheinungen des echten christlichen Lebens.
Im ganzen soll der Führende sich seiner großen Verantwortung stets bewußt bleiben. Begnadete Seelen zu führen, ist selbst große Gnade, die entsprechende Anforderungen an den Führenden stellt. Die meisten «Unglücksfälle» auf dem Weg von Mystikern geschehen durch falsche und ungenügende Führung. An den Mystikern zeigt sich, wie groß die Macht ist, die Gott dem kirchlichen Amt anvertraut hat. Wird sie mißbraucht, dann gehen die wertvollsten Gnaden, die Gott seiner Kirche zugedacht hat, durch die Schuld des Priesters verloren. Ein bißchen Lektüre, ein bißchen Kasuistik genügen nicht, um dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Es bedarf einer wahren und wachsenden Verbundenheit mit Gott in lebendigem Gebet, ein Hören-Können auf Gottes Anweisungen, eine übernatürliche Klugheit und Hellsicht, verbunden mit der Demut, sich etwas sagen zu lassen und zu lernen. Wie der Beichtvater, so das Beichtkind. Er bleibe für dieses ein Vorbild, behalte die Zügel in der Hand und werde nicht unmerklich aus einem Führenden zu einem Geführten. Er verstehe es, mutig zur Sache seines Beichtkindes zu stehen, wo dieses in Anfechtungen und Schwierigkeiten gerät, aber Distanz genug zu wahren, um unbewußte Übertreibungen, Mißdeutungen, Zumutungen zu durchschauen und abzulehnen. Er habe selber einen erfahrenen Beichtvater, dem er gewissenhaft Rechenschaft über seine Führung ablegt, das wird ihn vor Illusionen bewahren und ihn in der Demut erhalten, die er selbst von seinem Beichtkind verlangt.

Hans Urs von Balthasar
Original title
Seelenführung und Mystik
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Specifications
Language:
German
Original language:
GermanPublisher:
Saint John PublicationsYear:
2025Type:
Article