Den ersten Band des großen Frühwerks Apokalypse der deutschen Seele, aus der Züricher Dissertation von 1930 hervorgegangen, beschließt 1937 ein Kapitel «Der Zweikampf: Kierkegaard und Nietzsche». Auf einer knappen Seite kommt dort auch die Angst zur Sprache (708f.). Wie für Nietzsche der Rhythmus des Lebens «zwischen der Beglückung des Erreichens und der Angst vor dem Möglichen pendelt», so ist für Kierkegaard Angst die Bestimmung der Unmittelbarkeit: des Glücks. Näher geht Balthasar damals auf die Thematik nicht ein.
In der Schrift Der Christ und die Angst (1951) bezeichnet der Autor im ersten Satz der Einführung «Kierkegaards ebenso tiefsinnige wie durchsichtige Studie über den ‹Begriff Angst›» als «den ersten und letzen Versuch einer theologischen Bewältigung dieses Themas», stellt aber bedauernd ihre doppelte Säkularisation fest: von Kierkegaard zu Freud und dann von Freud zu Heidegger. In die theologische Lücke seien schließlich vor allem die Dichter getreten; für Frankreich fallen die Namen Leon Bloy, Georges Bernanos und Paul Claudel, für Deutschland der Gertruds von Le Fort.
Doch sieht Balthasar auch bei ihnen Klärungsbedarf. Ihm versucht er dadurch zu entsprechen, dass er «von der Fragwürdigkeit der gegenwärtigen Zeit und Menschlichkeit», in Distanz zu jenem «fiebernden Problematisieren der modernen Seele», erst zu den Quellen der Offenbarung geht. Das dem Wort Gottes Entnommene wird dann theologisch durchdrungen und erschlossen, (wobei, so Balthasar, die Tradition hier «wenig beizufügen» habe), ehe dann ein dritter Schritt zur «Begegnung mit den philosophisch-theologischen Deutungsversuchen Kierkegaards und seiner Nachfahren» getan wird.