Der österreichische Maler und Graphiker Hans Fronius (1903-1988) sucht in seiner Monotypien-Reihe «König David» die Grenzsituation, die äußerste Gipfelung des Ausdrucks festzuhalten, insbesondere durch einen seinem Werk eigenen Hell-Dunkel-Kontrast. Die Grundhaltung seines Schaffens, das Dramatische und das Tragische, hatte Hans Urs von Balthasar schon in der Mitte der fünfziger Jahre angesprochen. Die biblische Erzählung von König David, die Balthasar literargeschichtlich neben die antike Heldensage und das germanische Nibelungenepos stellt («Rechenschaft 1965», in Zu seinem Werk), interessieren ihn wie auch Fronius auf ihre letzte Aussage hin. Während der Künstler alles Erschütternd-Bedrohliche in der gestalteten Form bändigt, weitet der Theologe die Davidsgeschichte auf Christus hin aus: «So trägt David wie eine doppelte Maske. Die Maske der Geschichte, die an seinem Bild so lange gearbeitet hat, dass die historischen Züge nur schwer erkennbar bleiben, und die Maske der Offenbarung, da er seine guten und schlimmen Taten setzt im Hinblick auf einen Andern, der mit Nachdruck sein Sohn heißen und wie er aus Bethlehem gebürtig sein wird.»
Mit seinem Text zum Bilderzyklus König David (1955) liefert Balthasar einen Kommentar, der die visionär anmutenden Kompositionen theologisch auffüllt und sie so neu verstehen hilft.