Parole et mystère chez Origène gehört zusammen mit seiner 1942 verfassten Schrift Présence et pensée.Essai sur la philosophie religieuse de Grégoire de Nysse zu jenen beiden Werken, die Balthasar in französischer Sprache verfasst hat. Beide zeugen sie von Balthasars sprachlicher Beherrschung des Französischen und lassen verstehen, warum er französische Autoren wie Claudel, Péguy oder Bernanos so meisterhaft übersetzen konnte.
Dieses Bändchen über Origenes eröffnet ein Triptychon, dessen zweiter Flügel in der erwähnten Studie über Gregor von Nyssa besteht und dessen dritter Teil unter dem Titel «Kosmische Liturgie» Maximus Confessor gewidmet ist.
Die Absicht dieser Origenes-Studie besteht nach Balthasars einführenden Worten in einer Zusammensschau von Origenes großen theologischen Ideen, die den Begriff des «Mysteriums» umkreisen. Methodisch wird nicht rein «historisch» vorgegangen, denn Origenes’ Denken war zwar klar und synthetisch, aber dennoch nicht systematisch geschlossen; um die Formalstruktur aus dieser wesenswichtigen Synthese heraus sichtbar zu machen und deren Grundlinien hervorheben zu können, mussten gewisse Gedanken in Ausdrücke gefasst werden, wie sie in der Begrifflichkeit des Origenes so nicht eins zu eins vorkommen. Auf der anderen Seite ist diese Methode der Kristallisation nur dazu da, Origenes auf unmittelbarere Weise zu verstehen und uns durch eine verständlichere Sprache die tiefsten Anliegen des großen Theologen aufzuzeigen. Mag seine Terminologie noch so ausdriften: das Denken des «Adamantius», des «Mannes von Stahl» – wie Origenes auch genannt wurde – ist überraschend klar und steht in Kontrast zu jenem von Clemens von Alexandrien. Unter der Fragmenthaftigkeit der exegetischen Kommentare verbergen sich auf wunderbar kohärente Weise die Konturen einer sakramentalen Theologie (deutlicher noch als die einer Philosophie).