Ein Jahr nach der ersten Sammlung von «Klarstellungen» (1971) hat Hans Urs von Balthasar eine zweite veröffentlicht: «Neue Klarstellungen». Beide Bändchen vereinen kurze Essays zu aktuellen theologischen oder umstrittenen kirchlichen Fragen, die der Autor von der Mitte der Offenbarung her zu beleuchten, korrigieren, klären sucht. Sein knappes Vorwort zum zweiten Band vermittelt die Absicht des Vorhabens:
«Aus der Unzahl brennender Themen sind wenige ausgewählt. Die einen liegen an der Oberfläche der Aktualität, die andern in der Tiefe der Wesentlichkeit. Die einen müssen mit einem kurzen Hinweis vorliebnehmen, andere verlangten längere Beachtung. Man glaube nicht, dass sie zusammen etwas Abgerundetes ergeben; sie stoßen sich mehrmals hart im Raum. Wenn Jesus «einleuchten» sollte, wie kann er dann so abwesend sein? Und wenn seine Abwesenheit betont wird, wie kann gleich darauf von seiner Gegenwart in der Kirche – für manche nicht hinreichend abgeschützt – die Rede sein? Manches von den kirchlichen Ständen Gesagte reimt sich auch nicht auf den ersten Blick. Und so ist es richtig. Weder die Theologie noch das kirchliche Leben bilden ein bequem überschaubares System; wo immer Gott im Spiel ist, häufen sich für den Menschenverstand die Paradoxe, die durch keine schlaue dialektische Methode auf einen Nenner zu bringen sind. Die Auswahl der hier vorgelegten Themen mag die Härte der Paradoxien unterstreichen; man könnte gewiss durch Zwischenschaltung neuer Motive tiefere Zusammenklänge aufweisen. Aber vielleicht ist es für den Leser anregender, sich die Brücken selber zu bauen oder die verborgen vorhandenen zu entdecken. Es muss sie ja geben, weil die Themen alle das Zentrum des christlichen Geheimnisses aus nächster Nähe umkreisen.»