Diese Schrift betrachtet die christliche Einfalt, sind es doch – im Unterschied zu den «Klugen und Weisen» – gerade die Einfältigen, denen Jesus die Einsicht in die Geheimnisse des Gottesreiches zugesagt hat.

«Christliche Einfalt», schreibt Balthasar im Vorwort, «ist ein Geheimnis und wirkt auch als solches. Sie kann vom Christen selber nicht angestrebt und durch eigene Anstrengung als ‹Tugend› hergestellt werden, als sei sie machbar und er ihrer mächtig, denn sie ist in ihm die Widerspiegelung eines göttlichen Lichtes, das sich ihm schenkt. Wo Christen meinen, sie könnten ihre innerste Haltung selber produzieren, werden und wirken sie dumm, weil sie über die Einfalt des Evangeliums wie auch über die ihrer christlichen Vorfahren hinauskommen möchten. Um sich dieser offensichtlichen Dummheit zu entledigen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich der Klugheit dieser Welt anzugleichen, die ganz und gar geheimnislos ist. Man kann nur hoffen, dass selbst diese Dummklugen, ohne es zu wissen und zu wollen, einen Rest vom Geheimnis der christlichen Einfalt in sich bewahren, der sich, wo der Kampf mit dem Atheismus ernst wird, als das unritzbar Diamantene an ihnen erweist.  Was wir im Folgenden uns zu betrachten vornehmen, wird diese unantastbare Härte (die zuletzt doch auch das Weichste sein wird) am Kontakt mit allen Klugheiten dieser Welt zu erweisen haben, von den religiösesten bis zu den irreligiösesten. Gerade weil des Klugen «Machbarkeit» überall nachweisbar ist, wird die christliche Einfalt sich als das ihm gegenüber Fremde erweisen. Eine synthetische Einfalt wäre ein Widerspruch in sich selbst. Wie sie, als ‹Schafe in die Mitte von Wölfen› gesandt, die Einheit zustande bringen sollen, können Christen aus sich selber nicht erraten, sondern nur durch Hinblicken und Hinhorchen auf den Hirten, ‹dessen Stimme sie kennen› und der ‹für sie sein Leben hingibt›.»

Dem einfach verfassten Text sind als Anhang «weiterführende Erläuterungen» beigegeben, die in Gehalt und Diktion etwas anspruchsvoller sind und spezielle Aspekte des zentralen Themas anleuchten.