«Maximus Confessor war in einer ebenso gefährdeten und verwüsteten Zeit nicht nur zum kühnsten Systematiker seiner Epoche, sondern durch seinen Einfluss als Mönch, als spiritueller Ratgeber und Schriftsteller, als Heiliger und schließlich durch seinen Martertod zusammen mit Papst Martin I. für das Dogma von Chalcedon zu einer unangreifbaren Säule der Kirche geworden. Sein Werk hat in all seinen Dimensionen die Synthese zur inneren Form, nicht allein durch das, was es bewusst anstrebte und erreichte, sondern darüberhinaus durch seinen weltgeschichtlichen Kairos zwischen Byzanz, Afrika und Rom, zwischen Patristik und byzantinisch-karolingischem Mittelalter, ja – im christologischen Endkampf, den wahrhaft er entschied –, zwischen östlicher und westlicher Theologie und Spiritualität überhaupt.» (19)
Maximus war der letzte «Kirchenvater, den ich vor der Begegnung mit Adrienne von Speyr studiert, beschrieben und übersetzt habe. Bei ihm fließen alle Ströme der griechischen Patristik in einer Synthese zusammen, die zugleich vieles in originaler Weise überhöht. Aber mehr noch als die Lehre dieses Heiligen hat sein persönlicher Weg mich beeindruckt: dass nochmals, nach Athanasius, ein Einzelner gegen ein ganzes Reich die orthodoxe Christologie zu verteidigen vermocht hat, dass er, der Byzantiner, sich mit Papst Martin I. in Rom verbündet und zuletzt für den wahren Glauben das Martyrium erlitten hat. In ihm gipfelt die das ganze patristische Zeitalter kennzeichnende Einheit von Lehre und Leben, ja von subtilster Spekulation und Mystik mit einem nüchtern und bewusst ins Auge gefassten Martyrium. An ihm wird innerhalb der Catholica ablesbar, was Kierkegaard mit dem Einzelnen gemeint hat.» (Hans Urs von Balthasar, Unser Auftrag, 43f.)Balthasars Werk über Maximus Confessor erschien erstmals 1941. Die zweite, vollständig überarbeitete Auflage (1961 und Folgedrucke) wurde durch die beiden Studien «Die Gnostischen Centurien» und «Das Scholienwerk des Johannes von Scythopolis» erweitert; ebenfalls wurden darin neu die beiden Übersetzungen «Mystagogie» (D 38) und «Viermal hundert Sprüche über die Liebe» aufgenommen.