Der geschichtstheologische Kern von Theologie der Geschichte» (1950), nämlich die Reintegration der verfallenen Zeit in die ursprüngliche Gotteszeit durch den Liebesgehorsam Jesu zum Vater als Grundakt der Existenz Christi und – in analoger Weise – der Nachfolgenden, bedurfte einer Entfaltung in die weltgeschichtlichen Dimensionen: Das Ganze im Fragment – Aspekte der Geschichtstheologie schafft sie in vier Durchblicken: anhebend bei einer (augustinisch orientierten) Erwägung der Abständigkeit (diastasis) zwischen reiner Liebeszeit und Sünderzeit, fortgeführt von einer Erwägung der Vollendbarkeit des sterblichen Menschen sowie der Vollendbarkeit der Geschichte im ganzen, mündet das Werk in den Entwurf einer in Christus wiedereinsammelnden Integration der fragmentarischen konkreten Zuständlichkeiten des Menschen zur eschatologischen Vollgestalt: hier liegt der Schwerpunkt; von diesem Integrationsgedanken her wird man Balthasars Misstrauen gegen die Simplismen jedes geradlinigen Evolutionsdenkens in Vergangenheit und Gegenwart besser verstehen (vgl. «Zur Spiritualität Teilhards de Chardin» [1963]).
«Sowenig wie im früheren Büchlein Theologie der Geschichte will hier ein umfassender Traktat über Geschichtstheologie geboten werden. Einige Hauptthemen werden bedacht, in einer Art kreisendem Denken, das öfter auf verschiedenen Ebenen wieder an gleiche oder ähnliche Probleme rühren wird. Immer wieder kreuzt man die Frage der Zeit, der Mitte und des Endes der Zeit, das Problem der offenen Vernunft und der Offenbarung, das Problem von Juden und Heiden usf. Die Fragen sind ausgewählt unter der Rücksicht des Titelthemas: Wohin müssen wir Ausschau halten, um im Fragmentarischen unseres Daseins eine Richtung auf Ganzheit hin zu sehen? Jede Scherbe läßt sogleich den Gedanken an das heile Gefäß wachwerden, jeder Torso wird im Geist vom Unversehrten her gelesen. Wird unser Dasein eine Ausnahme machen? Lassen wir uns von ihm überreden, sein Fragmentarisches selbst sei das Ganze? Hätten wir nicht vielmehr, falls wir dieser Überredung erlägen, den Sinn im Fragment fahren lassen und uns zur Sinnlosigkeit entschlossen? Wir fragen also nach uns selbst, und indem wir so fragen, gedenken wir mehr zu sein als nur eine Frage. Wir meinen, daß jemand Bescheid wissen müßte. Daß einer sei, der die Frage nach uns beantworten kann.» (Aus dem Vorwort)