Es hat sich von jeher als theologische Herausforderung erwiesen, in der Gestalt Jesu Christi den menschlichen Aspekt zu verbinden mit dem kosmisch-allumfassenden eines Welterlösers. Auf keinen der beiden kann das Christentum verzichten, ohne sich selbst aufzugeben. Aber wie sie verbinden? Balthasars Das Herz der Welt (verfasst und erstmals veröffentlicht 1944) versucht, darauf eine Antwort zu geben: «Was Paulus das große ‹mysterium› nennt, ist jenes Handeln Gottes mit der Welt, das durch Schöpfung, Offenbarung und Erlösung immer Geschichte, Handlung, Drama, Ereignis bleibt und seine Mitte in der Fülle der Zeit, der Menschwerdung, hat. Welt und Leben so zu erfahren, war der Sinn der dreizehn Christushymnen Das Herz der Welt*,* worin der so oft verkitschten Herz-Jesu-Idee die kosmische Dimension, mehr noch, der unabsehbare, zuletzt trinitarische Innenraum der hypostatischen Union zurückgegeben werden sollte» («Kleiner Lageplan zu meinen Büchern», in Zu seinem Werk, 21f.).
«Die im Gegensatz zu Augustinus stehende Eschatologie des Origenes mit ihrer Tendenz zur ‹All-Erlösung›, war ein Punkt in dessen immensem Werk, der mich fesselte. Mir war klar, daß eine eindeutige Apokatastasislehre mit kirchlicher Theologie unvereinbar war, aber mir schien auch die augustinische Gewißheit einer (dicht?)bevölkerten Hölle unbiblisch. Doch wie einen Mittelweg oder besser eine dritte Lösung jenseits der sich bekämpfenden Alternativen finden? Ich wußte es damals nicht; erst Adriennes Karsamstagserfahrungen sollten mir einen völlig überraschenden Weg, die ganze Frage neu zu denken, eröffnen. Nachträglich habe ich nach Ansätzen in der Theologiegeschichte gesucht, um ihre Lehre darin einzuführen, und diese in mehreren Ansätzen nahezulegen versucht, erstmals in Das Herz der Welt» (Unser Auftrag, 41).