Menü
Erde und Himmel II (1944-48)
Die Zeit der großen Diktate
Präsentation
Beschreibung
Zu den Tagebüchern «Erde und Himmel» insgesamt (Nachlassbände VIII-X)
Die drei Tagebuch-Bände sind Balthasars tägliche Aufzeichnungen von Adrienne von Speyrs Erfahrungen und Aussagen. Die ihnen gegebene Überschrift «Erde und Himmel» (man hätte, um genau zu sein, «Hölle» hinzufügen müssen, aber diese gehört zur Gottferne der «Erde») rechtfertigt sich vom Inhalt her. Nicht nur klingt das Thema an einigen Stellen ausdrücklich an – Adrienne wird verheißen, dass sie «auf Erden und im Himmel leben wird», dass sie von der Erde aus den Himmel und vom Himmel aus die Erde kennen lernen wird –‚ das Thema bezeichnet die durch alles hindurchgehende Bewegung dieser Existenz, die alle Weisen der Beziehung zwischen Welt der Sterblichen und Welt Gottes und der Unsterblichen, ihrer Nähe und Ferne, ihrer Identität und Differenz kennenlernen sollte. Der Variationen in solchen Beziehungen und in den Arten, sie zu erleben, sind in diesen Berichten so viele, dass sie für immer einer Systematisierung spotten werden. Man kann wohl sagen, dass der theologische Ort dieser Existenz nicht – wie bei vielen andern Mystikern – der Weg von der Erde zum Himmel ist, sondern die Gemeinschaft der Heiligen, ob diese nun im Himmel oder auf Erden sich befinden, spezieller der immerwährende Austausch zwischen den Heiligen im Himmel und denen auf Erden, mit einem Wort: die Kirche in ihrer totalen Dimension und ihrer vollen Lebendigkeit.
Das gesamte «Tagebuch» zeigt einen eindeutigen Trend: während im ersten Band Hans Urs von Balthasar allein das Wort führt und anfänglich ihre Worte aus der Erinnerung wiedergibt, ergreift Adrienne vom zweiten Band an immer mehr selber das Wort (sie ist es von den Schriftdiktaten her gewohnt, dass Balthasar mitstenographierte, während sie sprach), um im letzten Band fast nur noch allein zu reden.
Zu Band II: «Die Zeit der großen Diktate»
Die Jahre der «Einübungen» sind vorbei, und mit Mai 1944 hat die Zeit der großen Diktate begonnen, die fortan nicht nur die (zum Teil eng bemessene) Arbeitszeit ausfüllen, sondern auch ins Zentrum der geistigen Aufmerksamkeit rücken. Dichte und Maß dieser Arbeit erhellt sich am besten aus folgender, die literarische Ernte dieser Jahre darstellende Zeittafel:
1944
- Mai: Beginn des Johannesevangeliums (4 Bände)
- 22. Juni: Kap. 6 beendet.
- 22. Oktober: Kap.14.
1945
- Februar: Kap.19.
- Mai: Kap. 20-22.
- August: Beginn der Apokalypse (2 Bände. Ende: Sommer 1946), mit zahlreichen «Höllen» und Exkursen.
- Während der Zeit Beginn des «Fischernetzes».
- September: Skizzen zur Magd des Herrn.
- Oktober: Über die Erbsünde (NB IV).
1946
- Januar-Februar: Magd des Herrn.
- Februar: Genesis (begonnen).
- «Aus meinem Leben» (begonnen).
- März-April: 1. Johannesbrief.
- Allerheiligenbuch (begonnen).
- August-Oktober: Bergpredigt.
- Übersetzung von «Das Herz der Welt»
- August-September: Jakobusbrief.
- Oktober-Dezember: «Geheimnis der Jugend» (NB VII).
- November: 1. Petrusbrief.
- Dezember-Januar 1947: «Theologie der Geschlechter» (NB XII) (mit späteren Ergänzungen).
1947
- Jahresbeginn: Kommentar zum Pilgerbericht und Geistlichen Tagebuch SPN’s.
- 2. Petrusbrief.
- März: Matthäuspassion und andere Leidensbetrachtungen.
- Sommer: «Christologische Experimente» (NB VI).
- Heiligenbilder.
- Oktober: Epheserbrief, Job, Hoheslied, Sprüche.
- November-Dezember: Adventserfahrungen (NB VI).
1948
- Januar: Isaias, Daniel.
- Frühjahr: Marienleben im Gebet.
- Sommer: Philipperbrief.
- Oktober-Dezember: Die Beichte.
Gewiss ließe sich zum Tagebuch dieser Jahre auch noch das Jahr 1949 hinzuzählen (Christlicher Stand, Kommentar zur 1. Korintherbrief, Die Welt des Gebetes, Elija, ein paar Psalmendeutungen), doch wäre dadurch der Rahmen des Bandes gesprengt worden. Vom Jahr 1950 an sind Adriennes Kräfte so erschöpft, dass im allgemeinen nur noch kleine Bände entstehen; Adriennes Worte, Erfahrungen sowie weitere geforderte Bußübungen jener langen und stillen Jahre bis zu ihrem Tod sind im 3. Band von «Erde und Himmel» gesammelt.
Auch im 2. Band sind die Texte in ihrer bunten, chronologischen Folge belassen; bei geduldigem Lesen treten aus dem sprunghaften Wechsel der Themen ohne weiteres die durchgehenden Hauptlinien hervor.
Nach der Einleitung von Hans Urs von Balthasar
Weiterführende Literatur
- Hans Urs von Balthasar, „Allgemeine Einleitung in die Nachlassbände“. In Das Allerheiligenbuch I, von Adrienne von Speyr, 7–32. Die Nachlasswerke 1., Einsiedeln: Johannes Verlag, 1966.
- Hans Urs von Balthasar, Erster Blick auf Adrienne von Speyr. Trier: Johannes Verlag Einsiedeln, 1989, S. 15-43; 95ff.
Editionen
Originalsprache