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Erde und Himmel I (1940-44)
Einübungen
Präsentation
Beschreibung
Zu den Tagebüchern «Erde und Himmel» insgesamt (Nachlassbände VIII-X)
Die drei Tagebuch-Bände sind Balthasars tägliche Aufzeichnungen von Adrienne von Speyrs Erfahrungen und Aussagen. Die ihnen gegebene Überschrift «Erde und Himmel» (man hätte, um genau zu sein, «Hölle» hinzufügen müssen, aber diese gehört zur Gottferne der «Erde») rechtfertigt sich vom Inhalt her. Nicht nur klingt das Thema an einigen Stellen ausdrücklich an – Adrienne wird verheißen, dass sie «auf Erden und im Himmel leben wird», dass sie von der Erde aus den Himmel und vom Himmel aus die Erde kennen lernen wird –‚ das Thema bezeichnet die durch alles hindurchgehende Bewegung dieser Existenz, die alle Weisen der Beziehung zwischen Welt der Sterblichen und Welt Gottes und der Unsterblichen, ihrer Nähe und Ferne, ihrer Identität und Differenz kennenlernen sollte. Der Variationen in solchen Beziehungen und in den Arten, sie zu erleben, sind in diesen Berichten so viele, dass sie für immer einer Systematisierung spotten werden. Man kann wohl sagen, dass der theologische Ort dieser Existenz nicht – wie bei vielen andern Mystikern – der Weg von der Erde zum Himmel ist, sondern die Gemeinschaft der Heiligen, ob diese nun im Himmel oder auf Erden sich befinden, spezieller der immerwährende Austausch zwischen den Heiligen im Himmel und denen auf Erden, mit einem Wort: die Kirche in ihrer totalen Dimension und ihrer vollen Lebendigkeit.
Das gesamte «Tagebuch» zeigt einen eindeutigen Trend: während im ersten Band Hans Urs von Balthasar allein das Wort führt und anfänglich ihre Worte aus der Erinnerung wiedergibt, ergreift Adrienne vom zweiten Band an immer mehr selber das Wort (sie ist es von den Schriftdiktaten her gewohnt, dass Balthasar mitstenographierte, während sie sprach), um im letzten Band fast nur noch allein zu reden.
Zu Band I: «Die Einübungen»
Der vorliegende erste Band der Tagebücher wird als «Einübungen» bezeichnet. Er reicht von der Konversion im Herbst 1940 bis kurz vor den Beginn der Diktate über das Johannesevangelium Anfang Mai 1944. Um die ihr bei diesen zuteilgewordene Inspiration in angemessener, unverfärbter und doch zugleich verstehender, nicht mechanischer Weise empfingen und entsprechend ausdrücken zu können, bedurfte es einer intensiven Schulung. Adrienne musste nicht nur das christologische Mysterium in seinen Tiefen kennenlernen – die Dimensionen der Menschwerdung, des Lebens Christi, des Kreuzes vor allem und des Abstiegs in die Hölle, der Auferstehung und Himmelfahrt, der Eucharistie, der Beteiligung des Hauptes Christus am Schicksal seines Leibes auf Erden, und hinter alldem ahnungsweise die Geheimnisse des dreieinigen Lebens und seiner Mitteilung im Leben der Kirche –‚ sie musste außerdem ein geschmeidiges Werkzeug werden, indem sie in diesen kurzen Jahren sehr viele, für gewöhnlich als mystisch oder charismatisch bezeichnete Weisen des Gebrauchtwerdens durch Gott kennenlernte.
Es sind die Jahre, in denen zumal in ihrer ärztlichen Praxis, aber auch sonst, die materiellen Wunder sich häuften, die sie sosehr beschämten und verwirrten. Später, als die geistige Arbeit begann, traten diese zurück, und die immer wieder vorkommenden Wunder wurden so diskret, dass sie von den meisten übersehen werden konnten; alles Erfahrene trat in den Dienst der zentralen Aufgabe Adriennes von Speyr, durch ihr Wort und durch ihre gesamte Existenz die christlichen Mysterien in der heutigen Zeit zu verlebendigen.
Nach der Einleitung von Hans Urs von Balthasar
Weiterführende Literatur
- Hans Urs von Balthasar, „Allgemeine Einleitung in die Nachlassbände“. In Das Allerheiligenbuch I, von Adrienne von Speyr, 7–32. Die Nachlasswerke 1., Einsiedeln: Johannes Verlag, 1966.
- Hans Urs von Balthasar, Erster Blick auf Adrienne von Speyr. Trier: Johannes Verlag Einsiedeln, 1989, S. 15-43; 95ff.
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