Diese (erstmals 1971 bei Herder erschienenen) «Klarstellungen» wollen ein paar wesentliche Fragen des Christlichen, die heute umkämpft sind oder – das gilt für die Mehrzahl – ins Vergessen sinken, bündig und summarisch behandeln. Jedes Kapitel steht für sich, die Reihenfolge ist unerheblich. Zusammen geben sie Zeugnis von einer Grundanschauung, sind ein paar Strahlen, die alle von der gleichen Mitte ausgehen. Manches, was die Gemüter erhitzt, bleibt unbehandelt, nicht weil man dem Handgemenge feige ausweicht, um sich hinter harmlosen Positionen zu verschanzen, sondern entweder weil die Frage eine eingehende Erörterung bräuchte oder weil sie nur durch einen positiven Beschluss entschieden werden kann oder endlich, weil sie nur künstlich zu einem «brennenden» Problem angefacht worden ist, und das vielleicht, weil man selber der wirklichen brennenden Mitte ausweicht. Es ist oft so: was mich, den lauen Christen, brennt, das brennt den Brennenden nicht, und was diesen halb umbringt, ficht mich nicht an.
Wenn diese paar Strahlen aus der wirklichen Sonne ausgehen, ließe sich daraus ja vielleicht das Zentrum des Feuers berechnen, von woher unsere Fragen als brennend authentisiert und oft schon beinah gelöst werden. Manches aber, das mir glatt und fraglos erschien, könnte sich unversehens zum Fragezeichen krümmen.
Vieles wird im Konzentrat geboten. Wem Stücke wie «Trinität und Zukunft» oder «Christentum als Utopie» zu gedrängt scheinen, überschlage sie. Manches aber wird in der Verdichtung klarer. Man lese bitte nicht einfach darüber hinweg, sondern löse es im Nachdenken auf. Manches überschneidet sich auch, man übe Geduld, es gibt ja christliche Dinge, die nur durch Wiederholung eingehen.
Die großen Star-Probleme, die man mit Gewalt zu «Artikeln der stehenden oder fallenden Kirche» aufsteigern will, auf die man alle Scheinwerfer sammelt, sind fast durchwegs solche, die durch Abbau, Depotenzierung, den Vorschlag des leichteren Weges, worin sich Mitgefühl mit der menschlichen Not äußern soll, gelöst werden wollen. Doch auf die Dauer ist es der schmale Weg, der die Besten lockt. Es ist zum Beispiel bekannt, daß Klöster mit unverändert strenger Observanz heute Nachwuchs haben, dagegen jene, die die weiche Linie bevorzugen, von Gott und den Menschen verachtet scheinen. Das ist nur als Symptom gemeint. Wer manches fordert (er muß aber auch viel zeigen und darf nur für Gott und sein Werk fordern), hat noch Chancen, gehört zu werden. Zur Definition der Mode gehört, daß sie nächstes Jahr wechselt. Das wahrhaft Christliche war zum Glück nie Mode, auch in den sogenannt christlichen Zeiten nicht.
Das bißchen, was hier gesagt wird, ist prätentionslos. Man staunt beim Lesen vieler heutiger Bücher, wieviel Gescheitheit an Unfruchtbares vergeudet wird. Man tröstet sich dann mit der Feststellung Hofmannsthals: «Die gefährlichste Sorte von Dummheit ist ein scharfer Verstand.» Und nimmt es fröhlich hin, für einfältig und ein wenig vertrottelt zu gelten.