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Schleifung der Bastionen
Von der Kirche in dieser Zeit
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Inhalt
Das 1952 erschienene Bändchen «Schleifung der Bastionen», sagt Hans Urs von Balthasar, «worin man vielfach eine Vorwegnahme des Aggiornamento-Denkens Johannes’ XXIII. hat sehen wollen, die ich nach dem Konzil zugunsten einer konservativen Haltung retraktiert hätte, hat in Wirklichkeit einen ganz andern Ursprung, nämlich den des in Theologie der Geschichte gesichteten Universalismus des Heils, wie ihn Origenes, Erich Przywara, Henri de Lubac, Karl Barth und der auf die zur Welt hingesendete und offene Kirche angewendete Sendungsbegriff Adriennes vorgezeichnet hatte» (Unser Auftrag, 86).
Das Büchlein hat keinen anderen Inhalt als den, «dass die Kirche zur Welt hin unverschanzt bleiben soll». Eine «neue katholische Haltung» sei zu lernen, «die Verschiebung im christlichen Bewusstsein seit dem Mittelalter festzustellen»: es gehe darum, in «geheimnisvoller Kühnheit und scheinbarer Paradoxie» die heutige Lage der Kirche in der Welt als eine «neue Situation der Solidarität» zu verstehen. Es geht «um die Idee der Schicksalsgemeinschaft, in deren Zeichen unsere Zeit steht», um eine «immer tiefere und ernstere Inkarnation» der Kirche in die Welt. Der Christ kann nicht mehr «von einer höchsten Warte des Weltenkegels aus unbewegt das Bewegliche überblicken,... man muss sich selbst bewegen». Die «neue Funktion der Kirche» ist, «Sauerteig der Welt» zu sein, sie hat sich als «Instrument der Heilsvermittlung an die Welt» zu verstehen. Die Kirche als Ganze lebt heute die Situation der Diaspora. «Es ist der Moment, da zum erstenmal Weltverantwortung und Apostolat evidentermaßen auf jedes Kirchenglied übergreifen». «Heute schlägt in der Kirche ohne Zweifel die Stunde der Laien». In seiner «Rechenschaft» von 1965 (in Zu seinem Werk) schrieb der sechzigjährige Balthasar über diese seine frühe Programmschrift: «Der letzte, schon ungeduldige Hornstoß für eine zur Welt hin unverschanzte Kirche war das Programmbüchlein Schleifung der Bastionen, das nicht ungehört verhallte, aber nunmehr den Hornisten selbst zur Besinnung zwang. Es war ja nicht so, als ob wir alle das nicht gewusst hätten: mit Öffnung zur Welt, aggiornamento, Weitung des Horizonts, Übersetzung des Christlichen in eine der heutigen Welt verständliche Denksprache ist nur die Hälfte getan. Die andere ist mindestens ebenso wichtig. Einzig die Besinnung auf das Christliche selbst, das Läutern, Vertiefen, Zentrieren seiner Idee macht uns fähig, es dann auch glaubwürdig zu vertreten, auszustrahlen, zu übersetzen. … Die letzten zehn Jahre haben nun unerbittlich gezeigt: das dynamischste christliche Programm der Öffnung zur Welt bleibt einseitig (und wird dabei äußerst gefährlich), wenn es nicht mit steigender Bewusstheit den Gegen-Teil ausbildet und sich so erst ins Gleichgewicht bringt: Wer mehr Aktion will, braucht bessere Kontemplation; wer mehr formen will, muss tiefer horchen und beten; wer mehr Zwecke erreichen will, muss die Zwecklosigkeit und Vergeblichkeit, das Unrentable und Unberechenbare der ewigen Liebe in Christus und nachfolgend auch in aller christlichen Liebe begreifen… Im Programm der Weltsendung lag von jeher, was Guardini ‹Die Unterscheidung des Christlichen› genannt hat … Deshalb lautet, wenn in der Kirche nicht alles endgültig verseichten soll, das wahre, unverkürzte Kirchenprogramm für heute: größte Strahlkraft in die Welt durch unmittelbarste Nachfolge Christi».
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