Im Gegensatz zu dem schlichten Marienbuch «Magd des Herrn» dringen die größtenteils ein Jahrzehnt später entstandenen hier vorgelegten Stücke in die letzten Tiefen der Marienkunde ein. Jedes bildet eine Betrachtung für sich; aber alle kreisen um die gleiche geheimnisvolle Mitte, die durch die Worte «Vor-Erlösung» – «Mit-Erlösung» bezeichnet werden kann. Die Verfasserin lässt sich nicht durch oberflächliche Bedenken gegen diese Begriffe aufhalten; sie weiß genau um den unendlichen Abstand zwischen dem Wirken des Gottmenschen und demjenigen seiner «geschehen-lassenden» Mutter. Sie sieht aber die notwendige – in der Natur- wie in der Gnadenordnung grundgelegte – Einheit von Mutter und Sohn und verfolgt diese Einheit bis in ihre verborgenen Gründe: in den ewigen Heilsratschluss des dreieinigen Gottes, in den Ablauf der Heilsgeschichte vor und nach der Menschwerdung Christi, ohne dabei die absolute Konkretheit des Verhältnisses von Mutter und Kind, dieser Mutter und dieses Kindes, und die einmalige, ganz konkrete Persönlichkeit Marias aus den Augen zu verlieren. Des unauflöslichen Restes an Geheimnis voll bewusst – dies wird mehrmals betont –, umkreist sie doch das Mysterium von allen Seiten und mit einer so erstaunlichen spekulativen Kraft, dass man in der mariologischen Literatur nur schwer etwas Vergleichbares finden wird.

Aus der Einführung von Hans Urs von Balthasar