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Der Epheserbrief
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Beschreibung
Leseprobe
Inhalt
Die vorliegenden Betrachtungen über den Epheserbrief fügen sich in ihrer Eigenart den übrigen neutestamentlichen Betrachtungsbüchern der Autorin ein. Einmal geht es bei der Ausprägung des theologischen Sinnes einer Aussage nicht allein um die allgemeine christliche Wahrheit, sondern auch um die Kennzeichnung des bestimmten Gesichtswinkels, unter dem der Hagiograph dieselbe sieht. Die johanneischen Schriften, die Adrienne von Speyr gesamthaft kommentiert hat, widerspiegeln ganz bewusst die Sehweise dieses Jüngers; dasselbe gilt von den Erläuterungen zu Petrus und zu Jakobus – wem immer die Redaktion dieser den Aposteln zugeschriebenen Schriften zu verdanken sein mag. Entsprechend sind auch die Kommentare zu einigen Paulusbriefen – Erster Korintherbrief und die drei Gefangenschaftsbriefe – von der paulinischen Auffassungsweise des Glaubensinhaltes und Glaubenslebens geprägt, und die selbstbewusste Rolle des Apostels im Heilswerk tritt entsprechend hervor. Diese für den aufmerksamen Leser merklichen Unterschiede entstammen keinem psychologischen Interesse, sondern einem rein theologischen, genauerhin «sendungshaften»: die «Charismen» der ersten großen Künder der neutestamentlichen Botschaft waren verschieden, damit die Gehalte dieser Botschaft auch von verschiedenen Seiten beleuchtet und so in ihrer innern Fülle, ja Unerschöpflichkeit erkennbar würden.
Das zweite Merkmal der Schriftkommentare Adrienne von Speyrs ergänzt das erste und steht doch irgendwie quer zu ihm: es kennzeichnet alle ihre Schriften und hebt ihren eigenen theologischen Denkstil hervor. Es geht ihr darum, in strengster Objektivität, die jedesmal nur das gerade vorliegende Wort aufnimmt und ohne Seitenblick meditiert, durch dessen Gehalt hindurch zu den Quellen der Offenbarung zurückzuspüren. Alles Anthropologische verweist auf ein Christologisches, alles Christologische auf ein Trinitarisches als auf seine letzte Voraussetzung und Erklärung. Die Eigenart Adriennes von Speyr ist dieser unablässige, durch nichts irre zu machende Regress auf den dreifaltigen Gott, der in der ganzen Offenbarung der Schrift nicht nur Mittelpunkt, sondern ausschließlicher Gesichtspunkt (objectum formale), ja zuletzt allbeherrschender Inhalt (objectum materiale) ist, Thema, das als solches vernommen und durch alle übrige Thematik wie durch Variationen hindurch registriert sein will. Und nicht allein die theologische Einsicht, sondern auch das christliche Leben, die theologische Ethik fordern, um authentisch zu sein, diese Reduktion.
Aus dem Geleitwort von Hans Urs von Balthasar
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