Die Erklärung der «Katholischen Briefe» ist vor allem gedacht als eine betrachtende Versenkung aus dem kirchlichen Geist (der als solcher das einzig legitime Subjekt aller betenden Erforschung der Schrift ist) in den Geist hinein, der den betreffenden Apostel bei der Verfassung seines Briefes lenkt und der als «Geist der Sendung» untrennbar der Heilige Geist und der persönliche Geist des Hagiographen ist. Der persönliche, menschliche Geist, geöffnet und zubereitet durch den Heiligen Geist, der Heilige Geist, angepasst dem menschlichen Werkzeug, dessen er sich bedient. So ist die Wahrheit, die betrachtet und erbetet wird, sowohl vom Subjekt wie vom Gegenstand her die eine, katholische Wahrheit, aber zugleich die im Heiligen Geist selber geistige, das heißt; persönliche und in jedem Apostel anders gefärbte und profilierte Wahrheit. Wer die ganze Frucht aus diesen Erklärungen ziehen will, wird daher besonders achtsam auf die Herausarbeitung des spezifisch Jakobeischen, Petrinischen und Johanneischen in jedem Brief merken; etwa auf das Amtliche und Kirchliche bei Petrus, aber auch auf seine Situation am Anfang der Kirchengeschichte; auf den eigentümlichen Liebesbegriff bei Johannes; auf die besonders eindringliche Analyse des Glaubensbegriffs bei Jakobus, dessen Gründe und Folgerungen, dessen Verhältnis zu den Werken; kurz auf die höchst lebendige Differenzierung der trotz allem einheitlichen Grundbegriffe der Schrift und der Theologie durch die Vielfalt der sie angehenden Standpunkte.

Aus der Einleitung von Hans Urs von Balthasar