Dieses erstmals 1974 bei Herder erschienene Buch will zeigen, daß es innerhalb der katholischen Kirche einen tiefsitzenden antirömischen Affekt gibt, dass dieser Affekt nicht nur soziologische und geschichtliche, sondern auch theologische Gründe hat, dass er etwas von der Gemeinschaft der Kirche immer neu zu Überwindendes ist. Daher die Frage des Autors: Wie lässt sich das Papsttum in der Gesamtkirche integrieren?

Jede Papolatrie liegt uns fern,  schreibt Balthasar in der Einleitung, und er fährt fort: Wir werden versuchen, die gegen die Kirchenleitung, wie sie anfangs war, sich historisch entwickelt hat und heute ist, erhobenen Bedenken wirklich zu sehen und ernst zu nehmen, werden uns auch durch die Tatsache, dass wir im 20. Jahrhundert durch eine Reihe selbstloser, der Sache Christi ganz ergebener Päpste begünstigt sind, nicht verführen lassen, dieses Jahrhundert durch einen Zauberschnitt von der vielfach so dunkeln Geschichte des Papsttums zu trennen und die letztere einfach zu vergessen. Aber wir werden uns auch des Wortes Montalemberts erinnern: «Pour juger le passé il aurait fallu le vivre; pour le condamner il faudrait ne rien lui devoir.» Wir werden der Weisheit Möhlers gedenken, der uns (anlässlich der antipapalen Sekten des 12. Jahrhunderts, die, von einer geistlichen und heiligen Kirche träumend, «der bestehenden, durch so viele Stürme und Umwälzungen hindurchgegangenen Kirche vorzuwerfen» wagten, «sie habe ihre Bestimmung verfehlt») erklärt: «Hätten diese Gebilde der Phantasie und der Selbstsucht, als was sie gewiss anzusehen sind, wenn man auch das Bessere an ihnen nicht verkennen soll, die Last der Zeiten getragen, welche der katholischen Kirche auferlegt wurde, sie wären im ersten Augenblick schon in das Nichts zurückgesunken, aus welchem sie hervortauchten.»

Wir versuchen, den kirchlichen Realismus, den diese Sätze ausdrücken, zuerst theologisch zu begründen, dann einen ersten Blick auf die umstrittene Realität der Kirche zu werfen, um zuletzt, des theologischen Realismus eingedenk, den Vorschlag anzudeuten, der im zweiten und dritten Teil des vorliegenden Buches näher ausgeführt werden soll: … dass es möglich war, ist und sein wird, auch im Amt, gerade im Amt, dem Herrn nachzufolgen. Dass der Erste wirklich an den letzten Platz gelangen kann, ohne seinen Dienst aufzugeben. Und dass die dem Papsttum von den Seinen («popule meus!») angetane Schmach ihm auch seine Glaubwürdigkeit wiederzugeben vermag.